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DirkH

Wie entsteht eine Idee für eine Geschichte?

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Ich entwickele gerade einen Plot anhand der Dinge/Umstände/Herausforderungen, die mich gerade umgeben. Sprich: Ich habe mich gefragt, was mich im Moment am meisten nervt und dabei haben sich recht schnell zwei Felder herauskristallisiert. Ein familiärer Konflikt und ein gesellschaftlicher Konflikt. Die versuche ich jetzt, in einer Geschichte unterzubringen. Dadrin steckt genug Energie, um mich selbst bei der Stange zu halten und einen (hoffentlich) spannanden Roman draus zu entwickeln.

 

Bei Kinderbüchern sind es oft die Vorgaben, die vom Verlag kommen, die mich inspirieren. Meinetwegen "Zauberhafte Lehrerin, Erstleser, 2. Lesestufe". dann schreibe ich alle Ideen auf ein Flipchart und entwickele auf diesem großen Format den groben Aufriß meiner Geschichte. Manchmal entsteht dabei ein Bild in meinem Kopf, quasi als eine Art Zusammenfassung des Inhalts, das mich dann auf die richige Spur bringt.

"Altes Land und Neue Liebe" Knaur, erschienen 2.8.2021

www.heike-wiechmann.de

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Noch etwas:

Bei der Planung ist mein eigentlicher Plot relativ kurz. Ziemlich viel Raum verwende ich, um Dinge "mit Bedeutung aufzuladen."

 

Biancas Vater Benny stirbt "durch ihre Schuld". Obwohl er Drogen und Alkohol nimmt, hat Benny ein Prinzip, er fährt nie betrunken Auto. Als Kind hat er erlebt, wie ein anderes Kind von einem Betrunkenen überfahren wurde. Bennys Traum ist es, Rockstar zu werden, aber ein Treffen mit einem bedeutenden Produzenten lässt er verfallen, da er betrunken fahren müsste. Es gibt keine andere Möglichkeit dort hinzukommen.

 

Auf dem Zeltplatz schlägt die 15-jährige Bianca seine Warnung in den Wind, sich Schuhe anzuziehen. Und tatsächlich tritt sie sich einen Glassplitter in den Fuß. Aus Scham verheimlicht sie dies, bis sie Tage später eine Blutvergiftung hat, mit hohem Fieber und Schüttelfrost. Als Benny es bemerkt, stehen sie nachts mit ihrem VW-Bus irgendwo in der Walachei im Wald und Benny hat schon einige Biere getrunken. Zu der Zeit gab es noch keine Handys.

 

Und jetzt, als seine Tochter in Lebensgefahr ist, fährt Benny betrunken. All die Voraussetzungen, die dazu hinführen, erzähle ich nicht nur nebenbei, sondern ich zeige sie über mehrere Kapitel, so dass der Moment, als Benny kurz vor dem Krankenhaus einen Unfall verursacht und stirbt, auch wirklich etwas "bedeutet".

Es gibt keine Regeln, nur sachkundige Entscheidungen. Und sachkundige Entscheidungen könnt ihr nur treffen, wenn ihr euch sachkundig macht.

Elizabeth George

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Menschen und Orte sind meine wichtigste Inspirationsquelle.

 

Als Physiotherapeutin komme ich den Leuten naturgemäß sehr nah. Und diese Nähe führt häufig dazu, dass mir Geschichten mitgeteilt werden, nach denen ich gar nicht gefragt habe, oder sie teilen sich mir mit, indem ich beobachte und zuhöre. Gelungene und gescheiterte Pläne und Lebensentwürfe, Schicksalsschläge inklusive den diversesten Reaktionen darauf, Freude, Tragik, Komik: ein gigantisches Panorama an fließender Lebensbuntheit, die irgendwann in einer Idee mündet. Ich muss nur im richtigen Moment zugreifen, verdichten und an der richtigen Stelle einfügen.

 

Und ich liebe neue, stimmungsvolle Orte, liebe es, mich ihnen langsam zu nähern und lange zu verweilen, am liebsten allein. Sie müssen nicht schön sein, eine stille Straße in einem Dorf in der Uckermark, der Blick auf ein halb verlassenes Dorf in den italienischen Bergen, das alles kann in eine Geschichte einfließen oder sie hervorrufen. 

 

@Karin, du sitzt direkt an der Quelle, was für ein kostbarer Rohstoff, der dir da serviert wird! Das klingt ein bisschen kalt, ist aber nicht so gemeint. Geschichten, die einen so berühren, dass man sie weitererzählen möchte, sind ein wertvolles Geschenk!

 

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Meine Lieblingsmethode besteht darin, mir erst einen Titel zu überlegen - und dann um diesen die Geschichte zu bauen.

Ich finde, ein Titel ist super dazu geeignet, zu Ideen zu kommen, Bilder im Kopf zu haben, sich Figuren vorzustellen und von Anfang an die Atmosphäre zu "fühlen".

Moin.

 

Das finde ich sehr beeindruckend, bei mir gibt es am Ende einer Geschichte immer ein verzweifeltes Suchen nach einem Titel. Mein Mann sagt immer, ich könne einfach keine Titel. Vielleicht sollte ich es mal andersherum versuchen.

 

Bislang entstehen Geschichten bei mir überwiegend aus einem Traumbild. Ich erinnere mich an Träume, diese waren schon immer sehr dicht. Morgens notiere ich dies, und was genug Stoff bietet, wird verarbeitet. Manchmal blättere ich auch in den Notizen.

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Sebastian Niedlich

Bei mir kommen die Ideen aus ganz verschiedenen Ecken. Ich hatte sogar schon mal eine Romanidee in einem Traum. (Die habe ich zwar noch nicht umgesetzt, aber die liegt auf meinem Haufen mit "noch zu schreibenden" Geschichten.)

 

Irgendwann habe ich mal ein Drehbuch geschrieben, in dem es um die Urlaubsvertretung vom Tod ging. Während des Gesprächs mit einer Produzentin erwähnte die, dass es vielleicht nicht schlecht wäre, wenn der Tod statt einer Sense einen Kescher hätte, mit dem er die Schmetterlinge (Seelen) der Verstorbenen fängt. Aus dem Film wurde nichts, aber die Idee hat mir damals so gut gefallen, dass ich sie verwendet habe, als ich meinen Erstling "Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens" schrieb.
Die Idee zu dem Buch kam mir nur deshalb, weil ich es immer noch faszinierend fand, den Tod humoristisch zu betrachten. "Geholfen" hat mir dann zusätzlich noch, dass mein Vater während des Schreibens starb, was gleich zusätzliche Inspiration brachte.

 

Mein zweites Buch, "Und Gott sprach: Es werde Jonas" entstand im Grunde aus der Überlegung, was wohl passieren würde, wenn Gott, so es ihn gäbe, heute einen offiziellen Propheten à la Jesus auf die Erde schicken würde. Also die klassische "Was wäre, wenn?"-Frage.

 

Mein drittes Buch, "Dicker Teufel umständehalber in liebevolle Hände abzugeben", entstand aus dem kruden Gedanken, was wohl wäre, wenn der Teufel in der heutigen Zeit eine Freundin suchen würde. In Anbetracht der Tatsache, dass für viele Dating ohnehin die Hölle ist, passt das ganz gut zusammen.

 

Das vierte Buch, "Der Tod ist schwer zu überleben", ist "einfach" die Fortsetzung meines Erstlings. Da habe ich einfach "nur" überlegt, was die Konsequenzen aus den Handlungen des ersten Bands wären und natürlich die philosophischen Fragen vertieft.

 

Das fünfte Buch, "Für Leckerlis könnten wir ster'm", entstand daraus, dass meine Frau und ich uns Katzen angeschafft haben, die recht eindeutige charakterliche Züge haben. Wenn die auf eine bestimmte Art und Weise schauten, haben wir den Beiden schon mal Worte in den Mund gelegt. Und das war zum Teil so amüsant, dass ich kleine Geschichtchen aufgeschrieben habe und auf Facebook postete, wo sie so gut ankamen, dass ich dachte: "Hm, vielleicht sollte ich da ein Buch draus machen."

 

Einige der Kurzgeschichten sind aus rein pragmatischen Gründen entstanden. "Schreib doch noch ein paar Kurzgeschichten über den Tod. Vielleicht irgendwas Passendes zu Ostern." Daraus wurde dann die Geschichte, in der der berlinernde, kettenrauchende Osterhase stirbt.

Eine Kurzgeschichte entstand mehr oder weniger nach dem Titel, den ich recht schnell fand: "Am Ende der Welt gibt es Kaffee und Kuchen". Im Endeffekt wurde daraus eine Geschichte über die vier apokalyptischen Reiter, die sich vor dem großen Tag noch einmal in einem Diner zum Essen treffen.
Die Geschichte "Am Ende der Welt ist Pfingstmontag" entstand aus der Überlegung, wie ein Schiffbrüchiger, der auf einer Insel gestrandet ist, wohl das Alien nennen würde, das dort ebenfalls gefangen ist. Frei nach "Robinson Crusoe" benennt er es da auch nach dem Tag, an dem er es gefunden hat: Pfingstmontag.
Einige Gedichte entstanden nur, weil sie "Lückenfüller" werden sollten. Und weil das Thema der Kurzgeschichtensammlung "Das Ende der Welt" war, habe ich überlegt, wie man das noch interpretieren könnte. Einmal geht es um ein mordendes Einhorn, einmal um das Ende der Zeitung "Die Welt" und einmal um das gefühlte Ende der Welt nach einer zerbrochenen Beziehung.

 

Momentan habe ich mehrere Dinge (Romane und Kurzgeschichten) in der Pipeline, deren Ideen auch aus diversen Quellen stammen.

  1. Ich wollte ein Märchen schreiben, dass die heutige Sicht auf Genderidentität, "MeToo" usw. widerspiegelt und einige der merkwürdigen Ideen aus Märchen aufs Korn nimmt. Jetzt habe ich eine Geschichte mit einer Prinzessin, die andauernd über das Patriarchat klagt, einem Drachen, der ungern "Biest" genannt wird, und einem Ritter, der aufgrund seiner sexuellen Vorlieben die Prinzessin nicht heiraten will.
  2. Ich hab mich gefragt, warum in irgendwelchen Mafia-Filmen und -Geschichten irgendwelche Leute ihr eigenes Grab schaufeln. Jetzt habe ich eine Geschichte, in der sich ein Typ weigert das zu tun und die Mafiosis unsicher sind, wie sie weiter vorgehen sollen.
  3. Eine weitere Geschichte geht z.B. darum, auf was für absurde Ideen Politiker kommen, um Wähler zufriedenzustellen. Darin argumentiert ein Politiker, ob es z.B. sinnvoll wäre, Großkatzen (Tiger, Löwen etc.) für die Nutzung als Drogenkuriere zu legalisieren. Da war meine Idee einfach nur, irgendeine bescheuerte Idee durch Argumente so stichhaltig zu begründen, dass die Leute, die eigentlich die "richtige" Meinung vertreten, wie Deppen dastehen. Also eine "Man kann alles fordern und begründen, wenn man nur richtig argumentiert"-Geschichte.

Also auch bei mir, "Was wäre, wenn?", zugeflogene Ideen oder ganz pragmatische Gründe.

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  1. Ich hab mich gefragt, warum in irgendwelchen Mafia-Filmen und -Geschichten irgendwelche Leute ihr eigenes Grab schaufeln. Jetzt habe ich eine Geschichte, in der sich ein Typ weigert das zu tun und die Mafiosis unsicher sind, wie sie weiter vorgehen sollen.

Das hab ich mich auch schon oft gefragt

Coole Idee :-)

Es gibt keine Regeln, nur sachkundige Entscheidungen. Und sachkundige Entscheidungen könnt ihr nur treffen, wenn ihr euch sachkundig macht.

Elizabeth George

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Ich hab mich gefragt, warum in irgendwelchen Mafia-Filmen und -Geschichten irgendwelche Leute ihr eigenes Grab schaufeln. Jetzt habe ich eine Geschichte, in der sich ein Typ weigert das zu tun und die Mafiosis unsicher sind, wie sie weiter vorgehen sollen.

 

Als Mafioso würde ich dann den tragbaren Betonmischer ausklappen  ;D .

Bearbeitet von KerstinH
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Menschen und Orte sind meine wichtigste Inspirationsquelle.

 

Als Physiotherapeutin komme ich den Leuten naturgemäß sehr nah. Und diese Nähe führt häufig dazu, dass mir Geschichten mitgeteilt werden, nach denen ich gar nicht gefragt habe, oder sie teilen sich mir mit, indem ich beobachte und zuhöre. Gelungene und gescheiterte Pläne und Lebensentwürfe, Schicksalsschläge inklusive den diversesten Reaktionen darauf, Freude, Tragik, Komik: ein gigantisches Panorama an fließender Lebensbuntheit, die irgendwann in einer Idee mündet. Ich muss nur im richtigen Moment zugreifen, verdichten und an der richtigen Stelle einfügen.

 

Und ich liebe neue, stimmungsvolle Orte, liebe es, mich ihnen langsam zu nähern und lange zu verweilen, am liebsten allein. Sie müssen nicht schön sein, eine stille Straße in einem Dorf in der Uckermark, der Blick auf ein halb verlassenes Dorf in den italienischen Bergen, das alles kann in eine Geschichte einfließen oder sie hervorrufen. 

 

@Karin, du sitzt direkt an der Quelle, was für ein kostbarer Rohstoff, der dir da serviert wird! Das klingt ein bisschen kalt, ist aber nicht so gemeint. Geschichten, die einen so berühren, dass man sie weitererzählen möchte, sind ein wertvolles Geschenk!

 

 

Nein, das ist gar nicht kalt. Ich sehe es genauso. Man muss halt behutsam damit umgehen, wie mit allen Geschenken.

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Meine Lieblingsmethode besteht darin, mir erst einen Titel zu überlegen - und dann um diesen die Geschichte zu bauen.

Ich finde, ein Titel ist super dazu geeignet, zu Ideen zu kommen, Bilder im Kopf zu haben, sich Figuren vorzustellen und von Anfang an die Atmosphäre zu "fühlen".

Einen Arbeitstitel, der mich die Geschichte spüren lässt, brauche ich auch, sonst kann ich nicht anfangen zu schreiben. Mit der Idee hat das bei mir aber nichts zu tun, der Plot steht dann längst.

Bearbeitet von MaschaV
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Menschen und Orte sind meine wichtigste Inspirationsquelle.

 

Als Physiotherapeutin komme ich den Leuten naturgemäß sehr nah. Und diese Nähe führt häufig dazu, dass mir Geschichten mitgeteilt werden, nach denen ich gar nicht gefragt habe, oder sie teilen sich mir mit, indem ich beobachte und zuhöre. Gelungene und gescheiterte Pläne und Lebensentwürfe, Schicksalsschläge inklusive den diversesten Reaktionen darauf, Freude, Tragik, Komik: ein gigantisches Panorama an fließender Lebensbuntheit, die irgendwann in einer Idee mündet. Ich muss nur im richtigen Moment zugreifen, verdichten und an der richtigen Stelle einfügen.

 

Und ich liebe neue, stimmungsvolle Orte, liebe es, mich ihnen langsam zu nähern und lange zu verweilen, am liebsten allein. Sie müssen nicht schön sein, eine stille Straße in einem Dorf in der Uckermark, der Blick auf ein halb verlassenes Dorf in den italienischen Bergen, das alles kann in eine Geschichte einfließen oder sie hervorrufen. 

 

@Karin, du sitzt direkt an der Quelle, was für ein kostbarer Rohstoff, der dir da serviert wird! Das klingt ein bisschen kalt, ist aber nicht so gemeint. Geschichten, die einen so berühren, dass man sie weitererzählen möchte, sind ein wertvolles Geschenk!

 

 

Nein, das ist gar nicht kalt. Ich sehe es genauso. Man muss halt behutsam damit umgehen, wie mit allen Geschenken.

 

Auf jeden Fall!

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Interessante Frage,

 

bei den meisten (wie ich lese) ist es ein Mix, oft kann man sich später an den "Urknall" der Idee gar nicht mehr erinnern.

Bei mir sind es auch oft Gespräche mit interessanten Persönlichkeiten oder Bücher, die ich gelesen habe.

 

Inspirierende Grüße,

Christine

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Die Art, wie ich zu meinen Ideen komme, deckt sich mit dem, was einige hier auch genannt haben: Lektüre und Filme, Beobachtungen, Bilder ...

 

Mir geht's ähnlich wie Andreas ... und auch auf die Gefahr hier exmatrikuliert zu werden, möchte ich explizit die 'Bild-Zeitung' als Inspirationsquelle nennen.

"ROCKY, DIE GANGSTER UND ICH oder: Wie Mathe mir das Leben rettete (echt jetzt!)", Kinderbuch ab 9, Magellan, Jan. 2018

"ROCKY, DER BANKRAUB UND ICH oder: Wie mich ein stinkender Turnschuh reich machte (fast!)", Kinderbuch ab 9, Magellan, Jan. 2020

 

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( ...) survival of the fittest: Die Ideen, die immer wieder auftauchen, die sich verdichten und weitere Ideen erzeugen, werden irgendwann ausgearbeitet. Von der ersten Idee bis zum fertigen Roman ziehen in der Regel etliche Jahre ins Land. 

Ganz genau so geht es mir auch. Was gut ist, setzt sich durch und drängt immer wieder in die Gedanken. Ausgearbeitet werden die Ideen dann auf dem Fahrrad, wenn ich von der Arbeit heim fahre.

Manchmal werde ich gefragt, woran ich gerade arbeite. Meistens bin ich dann ziemlich maulfaul, weil doch vieles noch gar nicht so konkret ist, dass man es erzählen könnte ...

 

Geht mir auch so. Meine Ideen, die ich oft durchs Lesen der Tageszeitung bekomme oder einfach Themen sind, die mir am Herzen liegen, müssen reifen. Daher pflege ich eine Ideensammlung. 

Krimis, Liebe und Mehr.

www.ilonaschmidt.com

Translations, Lektorat & Exposé Coaching

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Was für eine schöne Frage! Spannend!

 

Mir geht es wie Andreas. Das dauert und dauert und dauert... Und bis ich was habe, was mich so fasziniert, dass ich dafür an den Schreibtisch gehe, raufe ich mir schon die Haare. Aber dann bin ich auch Feuer und Flamme und ich schreibe mit Begeisterung. Dafür lohnt sich vielleicht das Warten. :-)

 

Tatsächlich glaube ich, dass ich meine Ideen meist durch Gespräche bekomme. Durch das, was Menschen sagen, mir über sich erzählen. Das sind dann so Aussagen, die setzen was in Gang. Da finde ich den Gedankengang dahinter so inspirierend. Wie kommt ein Mensch dazu, so etwas zu sagen?

 

Und sinnliche Eindrücke. Ganz viel Natur.

 

Und Bewegung.

 

Aber ich habe auch immer öfter Zeiten, da mache ich total zu. Da will ich gar keine neue Ideen. Da muss ich die Idee, an der ich gerade werkle, ganz in Ruhe reifen lassen, und dann stört mich so ein Gekitzel von außen. Aber das ist ja dann schon wieder eine andere Geschichte...

Bearbeitet von Ulrike
Ulrike Hartmann | Autorin & Coach
 
Ich helfe dir, deinen Roman zu schreiben.
 
 

 

 

 

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Mir geht's ähnlich wie Andreas ... und auch auf die Gefahr hier exmatrikuliert zu werden, möchte ich explizit die 'Bild-Zeitung' als Inspirationsquelle nennen.

 

Die "Bild" kann ich mir gut als Anregung vorstellen. Da stehen ja nun wirklich viele schräge Dinge drin.

 

Es gibt keine Regeln, nur sachkundige Entscheidungen. Und sachkundige Entscheidungen könnt ihr nur treffen, wenn ihr euch sachkundig macht.

Elizabeth George

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Ich bin erstaunt, dass bisher noch niemand den Ausgangsort für Ideen genannt hat, der für mein Verständnis eine unerschöpfliche Quelle vieler guter Bücher war: Die eigenen Ängste. Für mich finden sich die besten Ideen am Boden des Abgrundes, in den man blickt.

 

Vielleicht sehe ich das ein bisschen eng, aber es fällt mir auf, dass viele Bücher, die einen bleibenden Eindruck auf mich (und andere) hinterlassen haben, im Kern aus einer Konfrontation mit den eigenen Ängsten entstanden sind. Was wären z.B. Ernest Hemingway, Charles Dickens und Fyodor Dostoyevski ohne ihre prägenden Erfahrungen des 1. Weltkrieges, der Armut des Viktorianischen Englands, und dem Exil in Sibirien mit Beinahe-Exekution? Gewiss wären sie immer noch gute Autoren, aber sie hätten aus der Tiefe der Abgründe, in die sie geblickt haben, nicht die Ideen hervorgebracht, die sie berühmt gemacht haben, und ihre Meisterwerke wären nie entstanden.

 

Ist die (meiner Meinung nach) eher langweilige westliche Gegenwartsliteratur vielleicht Ausdruck einer Wohlstandsgesellschaft, in der die Auswirkungen des Schicksals weitestgehend gebändigt sind? Hunger, Tod und Vertreibung sind Konsequenzen, die dem heutigen Bürger der Wohlstandsgesellschaft wie abstrakte Konzepte erscheinen können, da die Wahrscheinlichkeit, mit ihnen konfrontiert zu werden, im Vergleich zu früher sehr viel geringer ist.

Ich sehe nichts Falsches darin dass das so ist, und wir können uns darüber alle glücklich schätzen, aber für mich liegt eine gewisse Ironie darin, dass ein sicheres Leben wenig Ansporn für Ideen bietet. Ist es nicht eine schöne Welt, in der man in die Zeitung sehen muss, um Ideen für Geschichten zu finden?

 

Doch wenn ich ehrlich bin, bewegt nichts meine Ideen so sehr wie der kühle Blick zurück auf das, woran man hätte sterben können. Von Mord, Totschlag und der Auseinandersetzung mit Tod und Zerstörung haben sich viele Autoren inspirieren lassen, ich bin da keine Ausnahme. Ich wüsste gar nicht, was ich ohne diese Inspiration tun würde. Schreiben sicher nicht.

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Sebastian Niedlich

Ängste sind in der Tat eine gute Quelle. Allerdings muss es dabei nicht nur um Mord, Totschlag etc. gehen. Mein nächster Roman, in dem es um eine Frau geht, die ihren Mann kocht, handelt hintergründig eigentlich von der Frage "Habe ich etwas Sinnvolles mit meinem Leben angestellt?". Das ist im Grunde auch eine Angst.

 

Oder die Angst davor, mit der falschen Person liiert zu sein.
Oder die Angst davor, im falschen Job zu stecken.

Usw. usf.
 

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Ist die (meiner Meinung nach) eher langweilige westliche Gegenwartsliteratur vielleicht Ausdruck einer Wohlstandsgesellschaft, in der die Auswirkungen des Schicksals weitestgehend gebändigt sind? Hunger, Tod und Vertreibung sind Konsequenzen, die dem heutigen Bürger der Wohlstandsgesellschaft wie abstrakte Konzepte erscheinen können, da die Wahrscheinlichkeit, mit ihnen konfrontiert zu werden, im Vergleich zu früher sehr viel geringer ist.

Ich sehe nichts Falsches darin dass das so ist, und wir können uns darüber alle glücklich schätzen, aber für mich liegt eine gewisse Ironie darin, dass ein sicheres Leben wenig Ansporn für Ideen bietet. Ist es nicht eine schöne Welt, in der man in die Zeitung sehen muss, um Ideen für Geschichten zu finden?

 

Anmerkung: In die Bildzeitung schaue ich nicht, wenn ich nach Ideen suche. ;) Aber es ist was dran an dem, was du sagst. Wenn ich Krimis schreibe, schaue ich schon gern mal nach den Morddelikten. 

 

Hemingway, Dickens und Dostojewski sind mir unter anderem deswegen in Erinnerung geblieben, weil sie eigene Ängste groß und quasi allgemeingültig verarbeitet haben. Aber ich glaube nicht, dass deswegen die Gegenwartsliteratur langweilig sein muss. Die Bedrohungen und Ängste speisen sich nur aus anderen nicht weniger bedrohlichen Quellen. Und auch ich verarbeite eigene Ängste und Erfahrungen in meinen Büchern.

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Noch etwas finde ich essentiell für eine gute Idee: Sie bringt etwas zusammen, das zuvor nicht zusammengehörte. Bei mir macht es immer "Klick", wenn plötzlich (mindestens) zwei ganz verschiedene Dinge (Beobachtungen, Fragen, Gelesenes, Bilder, Ereignisse) ineinandergreifen. Dann entsteht etwas Neues.

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Ha! Ja, Mascha, dieses Klick kenne ich.

Ideen produziere ich am laufenden Band fast ständig den ganzen Tag über. Aber diese vielen Ideen, von denen ich die meisten auch notiere, damit sie mir nicht verlorengehen, eignen sich nicht für einen "nächsten" Roman. Dieser braucht ein Klick oder einen Rumms, das so mächtig ist, dass er mich gleich dazu bringt, einen neuen Ordner anzulegen.

 

Und solche Ideen sind auch bei mir selten.

 

Liebe Grüße

Wolf

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Sebastian Niedlich

Das ist ein relativ häufiges Problem: Leute haben Ideen, begreifen aber nicht, dass sie eventuell nur eine Charakteridee haben. Eine Storyidee ist umfangreicher und sollte in der Regel schon den Konflikt klar beinhalten.

 

"Eine Frau hat Superkräfte" ist eine Idee, aber keine Story.
"Eine Frau hat Superkräfte und versucht sie geheim zu halten" geht schon in die bessere Richtung.
"Eine Frau hat Superkräfte und versucht sie geheim zu halten, während die Welt in einer Katastrophe zu versinken droht, die sie mit ihren Superkräften aufhalten könnte" geht schon eher in Richtung einer Story und der Idee einer Geschichte. (Einer zugegebenermaßen nicht sehr originellen Geschichte.)

 

Etliche Autoren bleiben bei den Punkten 1 oder 2 stehen und haben dann keine Ahnung, was sie eigentlich erzählen wollen. (Abgesehen davon, dass zu einer Geschichte natürlich tausende Ideen nötig sind und nicht nur eine ...)

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Ganz gleich, woher die Idee zu einer Geschichte kommt, entscheidend dafür, dass sie zu einer Geschichte werden kann, ist, dass man ihrer gewahr wird. Dass man sagt, "oh, das wäre womöglich eine coole Geschichte", und sie dann in geeigneter Weise festhält. Leute mit miserablem Gedächtnis (= ich z.B.) haben immer was zu schreiben bei sich, genau deswegen. 

 

Dank dieser Notizbücher kann ich oft noch rekonstruieren, wann ich die Grundidee zu einem bestimmten Roman hatte, aber woher die kam, das weiß ich meistens nicht mehr.

 

Die Idee zu den "Haarteppichknüpfern" kam aus einer Berechnung, das weiß ich noch. Wie viele Teppiche braucht man, um <spoiler spoiler spoiler>, und wie lange würde es dauern, sie herzustellen.

Die "Billion Dollar" hatte ihren Ursprung in einer Geschichte über den "Josephspfennig", die ich mit 15 gelesen habe; ich meine, anlässlich des "Weltspartags" (gibt's den eigentlich noch? schwer vorstellbar in der heutigen Zeit des Gelddruckens und hemmungslosen Schuldenmachens).

 

Also, ein gewisser Spaß daran, sich die Frage "Was wäre, wenn …?" in möglichst absurden Zusammenhängen zu stellen, ist durchaus nicht schädlich für einen Autor.

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Also, ein gewisser Spaß daran, sich die Frage "Was wäre, wenn …?" in möglichst absurden Zusammenhängen zu stellen, ist durchaus nicht schädlich für einen Autor.

 

Laut Sebastian Fitzek ist auch "Die Therapie" so entstanden.

 

Er saß mit (ich glaube) seiner Freundin beim Arzt, er saß im Wartezimmer und wartete auf sie.

Und dann hat er sich gefragt, was wäre, wenn sie nicht wieder raus käme und jeder dort sagen würde, sie sei nie da gewesen.

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