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(Maaja)

Ein glückliches Ende

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Frage: Was denken Sie über Happy Ends?

Antwort: Sie bedeuten: Du bist sofort disqualifiziert in jedem literarischen Wettbewerb und bekommst nie einen Preis.

(aufgeschnappt aus einem Interview mit der amerikanischen Schriftstellerin Melissa Bank  ??? in SZ 16./17. April)

 

Ist es wirklich so schlimm, wenn ein Buch ein glückliches Ende hat?

Was sagt ihr dazu?

 

Ich mag keine Bücher mit einem depressiven Ende. Mein Lesefutter sind hauptsächlich Bücher, die mir von Freunden empfohlen werden. Wenn sie sagen, es geht nicht gut aus, ist das für mich ein Argument, das Buch nicht zu lesen. Bitte keinen hoffnungslosen Kampf, keinen unaufhaltsamen Niedergang! Das traurigste, was ich akzeptieren könnte, wäre, dass der Held am Ende, während die anderen feiern, auf seine rechte Hand auf seinem Schoß blickt, wohl wissend, dass er sie nie wieder benutzen kann. Oder in der Art.

Maja Papaya

 

(Hoffentlich werde ich jetzt nicht wegen des schlechten Geschmacks geteert aus dem Dorf gejagt.) :s10

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(Peter_Dobrovka)

Das Leben ist schon bitter genug, finde ich.

 

Ich habe neulich ein paar Horrorrgeschichten gelesen. Eine davon hatte ein Happy End. Auch wenn das jetzt dämlich klingen mag, aber das hat mich richtiggehend glücklich gemacht.

 

Das Happy-End-Problem sind für mich eigentlich zwei andere Probleme:

 

1. Deus ex machina

Es wird ein Happy End erzwungen, auch wenn es nicht realistisch ist. Sowas ätzt mich an.

 

2. Immer nur Happy End

Wenn bei einem Autor die Guten immer davonkommen, wird sein Geschreibsel vorhersehbar und damit langweilig.

 

Peter

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(Steffi (Ronya))

Happy End find ich prinzipiell immer ok, nur nicht bei Liebesromanen. (Warum soll es Romanhelden besser gehen als mir ;))

Aber Peter D. hat Recht: erzwungen darfs nicht sein und dreihundert Seiten Hau Drauf und dann gewinnt am Ende eh der Gute, is auch irgendwie nicht der Hammer.

Gruß Ronya

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Es kommt doch wirklich drauf an. Tendenziell mag ICH "Friede-Freude-Habteuchlieb"-Enden nicht so sehr. Aber es gibt ja happy ends jeglicher Richtung, (manchmal sogar böse gute Ausgänge - oder eher gute böse Ausgänge? - kommt ja drauf an, für wen es zuende geht ...  :s22) - und aus einer Geschichte heraus gewachsen, ohne kitschig zu werden, ja, auch das mag ich fallweise. Wenn die Pointe gut ist, kann man mich vom Glück durchaus überzeugen. Aber nicht vom Heileweltgeschmuse. Ein wenig Spucke in der Suppe muss auch bei Glückseligkeit sein.

 

Pointen ... Die liebe ich sowieso. Wenn sie gut sind. Gelungen. Und ich bewundere Autoren, die das so genial hinbekommen, dass ich mich immer frage, woher diese Leute bloß so brillante Ideen nehmen.

 

Lieber noch als glückliche Ausgänge mag ich es jedoch nachdenklich, tragisch und ruhig schon mal depressiv - oder eben skurril und böse. Ich weide mich am Unglück anderer. Ähm.  Quatsch - natürlich leide ich mit den geknechteten Protagonisten mit. :s21

 

Liebe Grüße,

Diana

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Die besten Enden sind meiner Meinung nach die, die den Leser mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurücklassen.

 

Jeder Sieg kostet seinen Preis. Wenn der Held am Ende kein Opfer bringen muss, hat man es ihm als Autor zu leicht gemacht.

 

Es ist die richtige Mischung aus Friede-Freude-Eierkuchen und Tragödie, die das Ende eines guten Buches auf Ewigkeit in mein Gedächtnis einbrennt.

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Hallo Papaya,

 

ich mag nicht die "Heile Welt, alles Super" Happy Ends. Es kann mal gut ausgehen, aber das muss sich logisch ergeben.

Und deshalb mag ich auch manchmal auch schlechte Enden- wenn sie zur Geschichte passen.

 

Gruss

 

Bluomo

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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Ich mag jedes Ende,

das gut vorbereitet ist,

elegant und latent verpackt,

mich vollkommen überrascht

und mir trotzdem sagt:

Ach ja, hätte ich drauf kommen können,

wenn ich das Ende gekannt hätte. ;D

 

Danielle

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Ich finde, es kommt darauf an, um was es geht. Eine KG darf böse enden, sehr böse sogar. Total hoffnungslos, alle Helden tot, der Teufel lacht usw.

 

Bei Romanen kommt es auf die Definition von Happy End an. Von mir aus kann die eigentliche Handlung negativ enden, solange der Held halbwegs unversehrt bleibt und etwas gelernt hat, persönlich gewachsen ist, oder zumindest selber das Problem gelöst hat. Z.B. ein Kommisar, der genau weiß, wer der Mörder ist, es auch beweisen kann ... und der Staatsanwalt lässt den Bösewicht dann trotzdem laufen, weil er im selben Golfclub mit dem Übeltäter ist oder so. Wenn also das Endziel zu hoch gesteckt ist, ich aber als Leser die Befriedigung habe, daß das Rätsel gelöst ist. Das reicht mir schon.

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Gherons und meine Bücher haben immer ein Happy End in dem Sinne, dass die Bösen mit ihren Plänen gescheitert sind und die guten zumindest ein positives Dasein vor sich sehen. Man hat uns schon einen archaichen Gerechtigkeitssinn vorgeworfen.

 

Natürlich gehen die Geschichten nicht so aus, wie die Protagonisten sich ihr Leben vorgestellt haben. Unsere Heldinnen werden in der Regel zwangsverheiratet - weil das früher so üblich war - aber mit dem Mann, der zu ihnen passt.

 

Wir haben das Problem schon mit unserer Betreuerin in der Agentur durchgesprochen. Sie liebt eigentlich Romeo- und Julia-Schicksale. Aber sie meinte, unsere Protagonisten hätten inzwischen so viel durchgemacht, dass ihnen ein grlückliches Ende zu gönnen sei.

 

Die meisten LeserInnen wollen eine Art von Happy-End. Traurig endende Geschichten machen sie depressiv und sie greifen nicht zum nächsten Buch des gleichen Autors.

 

Würde ich einen Horror-Roman o.ä. schreiben, sähe das vielleicht etwas anders aus. z.B. könnte der Ehemann in der Hochzeitsnacht ermordet werden ... und kehrt als Gespenst zurück, um seine Frau zur Rache anzustiften ...     :s22

Da fällt mir viel ein.

 

Gruß Sysai

 

p.s. Wer für ein größeres Publikum schreiben will, muß Kompromisse machen.

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Hallo Papaya,

 

stimmt schon, irgendwie habe ich das Gefühl, dass in Deutschland selten etwas als 'Literatur' angesehen wird, das einen nicht in Depressionen stürzt und furchtbar schlecht ausgeht. Aber eigentlich ist mir das egal, ich lese um unterhalten zu werden, nicht um sagen zu können, dass ich ein bestimmtes hochgeistiges Buch gelesen habe.

 

Also, ich mag Happy Ends. Es muss nicht mit Hochzeit, Drillingen und so weiter sein, aber ich möchte am Ende das Gefühl haben, dass die Charaktere, die ich während des Lesens sympathisch gefunden habe, danach 'glücklich' sind. Wie auch immer. Besonders wichtig ist mir das natürlich bei Liebesromanen, da würde ich keinen anfassen bei dem ich vorher schon wüsste, dass er nicht gut ausgeht.

 

Davor kann den Charakteren so viel passieren wie nur irgend möglich. Zum Beispiel bei Büchern von Preston/Child etc. gehen ja immer einige der (Neben)personen sehr spektakulär drauf, das mag mir dann in manchen Fällen leid tun, aber es gehört einfach zur Geschichte. Trotzdem will ich am Ende das Gefühl haben - es ist geschafft, sie haben überlebt, das Böse ist besiegt. (Wobei ich da auch nichts gegen eine kleine Andeutung habe, dass es doch noch nicht so ganz vorbei ist. ;))

 

Ich selber schreibe nur Happy Ends, das gehört einfach zu meinen Geschichten dazu und die Leser erwarten es auch.

 

 

Viele Grüße,

 

Kokopelli

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Und was haltet ihr von offenen Enden?

Ich meine, welche Eindrücke, welche Voraussetzungen muss ein offenes Ende erfüllen, damit es gelungen ist?

Reicht es, die Frage im Kopf des Lesers aufzuwerfen: Tut er es, oder tut er es nicht? Oder: Ist sie tot, oder noch nicht?

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(Peter_Dobrovka)

Offene Enden ertrage ich nicht. Da habe ich immer das Gefühl, dem Autor ist nichts mehr eingefallen.

 

Bei Filmen ist das noch schlimmer.

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Ich denke, Rocker hat alles wesentlich auf den Punkt gebracht. Das Genre macht es. Nehmen wir mal einen Liebesroman. Wie soll der enden? Vielleicht mit dem Tod eines der beiden Liebenden? Ich denke, dass nahezu jeder Liebesroman ein Happyend hat. Nehmen wir einen Krimi oder Thriller. Haben die nicht auch ein Happyend, wenn das Böse bestraft wird. Oft endet so ein Buch mit epischer Gerechtigkeit; das Böse fährt auf direkten Wege in die Hölle. Ist das kein Happyend? Mein Erstling: ein dramatischer Schicksalsroman. Der Protagonist ist ausgezogen um sein Glück zu finden, kommt sich aber vor, als würde er das Fürchten lernen. Das Schicksal weiß immer noch einen oben drauf zu setzen, aber am Ende wird er vom Schicksal fürstlich belohnt, wir haben ein Happyend. Mein derzeitiges Manuskript: Der Staranwalt Georg Kramer wird der sexuellen Belästigung bezichtigt. Unseriöse Boulevardblätter und empörte Kollegen knüpfen ein verhängnisvolles Netz, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint. Erstens geht seine Ehe den Bach runter, zweitens die Karriere und drittens die Gesundheit (Magengeschwür). Die Belästigung war erfunden. Wie kann oder soll denn das Manuskript zu Ende gehen? Er wird verurteil und vermodert in den Katakomben der Stadt? Oder er wird rehabilitiert? Natürlich hat auch das Manuskript ein Happyend. Happyend heißt nicht immer, dass er sie findet oder sie findet ihren Traumprinzen. Happyend heißt einfach, dass das Buch gut ausgeht. Aber auch hier gilt: es wird immer Ausnahmen geben, selbst bei mir. "Eine Hure liebt man nicht" hat kein Happyend, sondern ein sehr ungewöhnlichen Schluss. (Zitat Lektor)

PvO

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Ich denke die Frage Happy End oder Nicht Happy End ist nicht so einfach zu beantworten. Meiner Meinung nach kommt es sehr drauf an ob der Autor in der Lage ist die Emotionen abzuschätzen die er im Leser erzeugt...und das hat viel mit Gespür, Einfühlungsvermögen und handwerklichem Geschick zu tun (d.h. eine gewisse Basistheorie im Kopf haben wie man Emotionen erzeugen kann...). Wenn man den Leser am Ende emotional über einen Höhepunkt runter gebracht hat und ihm ein Ende gegeben hat das endgültig erscheint, dann passt das...aber das ist hochkomplizierte Materie und von Einzelfall zu Einzelfall völlig unterschiedlich.

 

Minka:

 

Am Besten ist ein offenes Ende wenn es einen gewissen Seitenstrang betrifft und nicht wirklich den Haupstrang der Erzählung...hmm, Beispiel:

 

Pate Teil Eins:

 

Am Ende fragt Kay ihren Mann Michael Corleone ob es wahr ist was man sich über ihn erzählt...ob er wirklich all die schrecklichen Morde begangen hat, ganz besonders den an seinem Schwager.

 

Er sagt, er will darauf nicht antworten, etc. Aber sie besteht darauf...

 

Schließlich gibt er ihr die Antwort:

 

Nein, ich habe es nicht getan. Kay glaubt ihm (?) und der Film endet wenn Michael sich mit seinen Kapos zurückzieht und Kay draußen bleibt...

 

Wir als Zuschauer wissen dass er es getan hat. Und wir wissen: Irgendwann muss es rauskommen. Aber nicht jetzt und nicht hier. Es ist ja nicht einmal so dass Kay ihm vorwirft er würde lügen. Nein, sie sagt sie glaubt ihm und ist anscheinend auch erleichtert darüber.

 

Jetzt kannst du weiterspinnen: Was wird passieren?

 

Im zweiten Teil hast du dann die Antwort. Aber ich glaube ehrlich das hätte auch ohne funktioniert...der Pate hätte ohne Sequel eben die nagende Frage in den Köpfen der Zuschauer aufgeworfen wie lange die Ehe zwischen den Beiden wirklich halten wird...

 

Genau dasselbe bei Pate Teil Drei:

 

Nach dem Tod seiner Tocher erfahren wir nicht wie es weitergeht...wir sehen nur einen alten Michael, der tot von seinem Sitz kippt. Wie es weiterging mit Kay und seinem Sohn und seiner Familie können wir nur erahnen...wir wissen es aber nicht...es wird nicht gezeigt...

 

Das ist nicht die einzige Art von offenem Ende:

 

Ich hab mal ein Comic gelesen (Watchmen) wo es um einen Superhelden ging - Ozymandias mit Namen - der die Welt vor der nuklearen Vernichtung retten möchte indem er ein Monster schafft dass bei seiner Materialisierung inmitten New Yorks alle Einwohner der Stadt tötet. Er spekuliert drauf dass sich dann die Bemühungen der Menschen auf einen Gegner AUSSERHALB richteten und sie das atomare Wettrüsten gegeneinander beenden würden.

 

Der Plan geht voll auf. Am Ende aber kämpft der Superheld gegen zwei Andere die seinen Plan aufgedeckt haben...leider zu spät. Er besiegt die Zwei ohne Probleme...weniger mit Muskelkraft als mit seiner Logik: Natürlich kann man das Ungeschehene nicht rückgängig machen etc. pp. Einer seiner Gegner ist aber ein faszinierender Charakter:

 

Er denkt nur in Schwarz und Weiss Kategorien. Nun muss ich sagen dass in Watchmen grundsätzlich Superhelden herumlaufen die sehr realistisch gezeichnet sind, also komplexe Figuren die nicht in Gut oder Böse Schemata denken und fühlen. Diese Figur, Rorschach, ist aber eine Ausnahme. Er kann nur in Gut und Böse denken...Gut ist für ihn President Truman, Böse sind z.B. Verbrecher, Homosexuelle, Mitglieder der demokratischen Partei...ihr seht worauf das hinausläuft? Er KANN die Logik von Ozymandias nicht akzeptieren.

 

Rorschach führt Tagebuch und vor dem Kampf mit Ozymandias hat er dieses Tagebuch an einen Zeitschriftenverlag abgeschickt. Dort steht auch der Name des Bösewichts, der für die Katastrophe in New York verantwortlich ist: Ozymandias.

 

Rorschach stirbt am Ende des Comics. Die anderen Superhelden die Ozymandias`Logik akzeptiert haben können Rorschach ja nicht einfach zurückgehen lassen...aber...das Tagebuch ist ja noch da...

 

Das Comic endet mit einem wunderschönen Bild wo der Mitarbeiter des Verlags mit verbunden Augen in einen Stapel voller unverlangt eingesandter Manuskripte hineingreift...und seine Hände sind gerade einen Zentimeter Rorschachs Tagebuch...

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Ich denk da jetzt mal an: "Neun Pforten"

OK, einerseit gibt es dort ein Happy End, aber dennoch stellt man sich die Frage, ob die geheimnisvolle Frau böse oder gut ist.

 

 

Oder bestes Beispiel: Basic Instinkt

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Liebe Leute,

ich kann quietschige Happy Ends à la Hollywood nicht ab, wo das Gruppenbild mit Dame in die Kamera lacht oder jeder jeden heiratet.

Ein gutes Ende muss nicht vordergründig definiert sein und schon gar nicht mit "sie kriegen sich". (Liebesroman mag anders sein). Leider geht's mir da wie Sysai... bei einem Publikumsverlag sind gute Enden" sozusagen Pflicht, die deutschen Leser lynchen einen anscheinend sonst.

 

Gute Enden... das ist für mich: eine nachvollziehbare Entwicklung des Protagonisten kommt zum Abschluss, ein Weg ist geschafft, ein Ergebnis zutage gefördert... und zwar im positiven Sinne. Das muss nicht eierkuchenartig sein... z.B. hat der Protagonist einfach gelernt, mit Lebenskatastrophen umzugehen - sie sind dadurch aber vielleicht nicht weniger geworden.

 

Gerechtigkeit, Sysai sprach's an, ist ein Grundbedürfnis... wichtig beim Krimi... wobei man das Prinzip dann auch wieder so auf den Kopf stellen kann, dass der Leser weiß: Gerechtigkeit gibt's nicht mehr, aber Kommissar X lässt sich von sowas nicht unterkriegen. Ungerechtigkeiten werden einem aber auch in anderen Genres übel genommen.

 

Tragödienenden find ich auch gut, wenn ich die Tüte Tempos verheulen kann - die müssen aber unbedingt zur Story passen und einen Sinn haben.

 

Offene Enden sind keine Fehler, sondern eine hohe Kunst. Deshalb gehen sie so oft daneben und der Leser bleibt unbefriedigt zurück. Das ideale offene Ende für mich: Ich kann mir zwei Wege ausmalen und bin davon so gepackt, dass die Geschichte sich im Kopf verselbstständigt und weiter läuft. Oder ich meine genau zu wissen, was jetzt passieren wird - die Sache ist eindeutig. Ein anderer Leser ist sich genauso sicher, malt sich aber etwas ganz anderes aus. Jeder findet gemäß seiner Identifikation seine eigene Erklärung. Letztere Art von offenem Ende ist für mich das Non-Plus-Ultra und ungeheuer schwer zu schreiben.

 

Was ich selbst mache, verrate ich nicht, sonst liest ja keiner mehr meine Bücher, wenn man das Ende kennt. Nur so viel: Ich versuche, mich an die Erwartung eines Publikumsverlages zu halten, den Leser selbst auch denken zu lassen und möglichst Hollywoodkitsch weiträumig zu umfahren ;-) Ob mir das gelingt, können nur meine Leser beurteilen...

Wie Kurt sagt: Es ist eine diffizile Sache im Umgang mit den Emotionen des Leser - deshalb sind Happy Ends in Rosa auch so schön einfach.

 

Literatur und Depression... da kann man auf anderer Ebene weiterdenken... Literatur beschäftigt sich ja auch in gewissem Sinne nachdenklerisch oder philosophisch mit Lebensumständen, Gesellschaft, Kultur etc. Meine These: Sie kann von daher unmöglich eideidei-rosenrot sein, weil das Leben so nicht ist. Und sie wird auch immer ein Spiegel der Gesellschaft sein, in der sie verfasst wird - ein Spiegel der Befindlichkeiten. Mag sein, dass in Deutschland eben Depression DAS Mittel der Wahl ist ;D

Schöne Grüße,

Petra

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Ich hab mal ein Comic gelesen (Watchmen) wo es um einen Superhelden ging - Ozymandias mit Namen - der die Welt vor der nuklearen Vernichtung retten möchte indem er ein Monster schafft dass bei seiner Materialisierung inmitten New Yorks alle Einwohner der Stadt tötet.

 

Das hab ich auch gelesen, und fand es genial - nur an diesen Schluss konnte ich mich nicht mehr erinnern.

 

Zur Frage Happy End ja/nein/vielleicht (weil offen) kann man, finde ich, nur nach persönlichem Geschmack urteilen. In manchen Konstellationen ist ein Happy End einfach nur erbärmlich, vornehmlich dann wenn man spürt, wie der Autor es an den Haaren herbeigezogen hat.

Zu offenen Enden habe ich ein ambivalentes Verhältnis. Wenn sie eine Einladung zum Sich-Selbst-den-Kopf-Zerbrechen sind, dann gut. Wenn sie eine Verlegenheitslösung sind, weil der Autor leider seine Geschichte nicht bis zum Schluss durchgedacht hat, dann weniger gut.

 

Die Frage ist doch: Verkaufen sich Storys, die "schlecht" ausgehen? Wenn man sich den Erfolg von Ecos "Name der Rose" ansieht, müsste man ja sagen. Trotzdem konnten sie es sich nicht verkneifen, das Ende in der Verfilmung nachzuschönen. Ärgerlich, sowas.

 

Der langen Rede kurzer Sinn: Hauptsache, die Auflösung eines Buches lässt mich nicht total frustriert zurück, weil sie a) unglaubwürdig oder b) banal oder c) nicht vorhanden war.

 

Liebe Grüße

Ursula (Deus-ex-machina-Hasserin) http://www.mainzelahr.de/smile/boese/susel.gif

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Wenn man sich den Erfolg von Ecos "Name der Rose" ansieht, müsste man ja sagen. Trotzdem konnten sie es sich nicht verkneifen, das Ende in der Verfilmung nachzuschönen. Ärgerlich, sowas.

 

Hmmm...ich fand das Ende im Film besser als das im Buch...meiner Meinung nach versuchte Eco im Buch anscheinend verkrampft eine Aussage über die Kirche oder den Glauben zu machen und deswegen ließ er die Rettung des Mädchens aus.

 

Das ist vielleicht intellektuell befriedigend aber emotional?

 

Ich fand es auch seltsam, dass das Mädchen das eine so wichtige Rolle für Adson gespielt hatte so beiläufig entsorgt worden war. Und das obwohl sie im Film richtig verwendet worden war: Als Dilemma für Adson.

 

Im Buch war das nicht so weil Adson dort ein verwöhnter Aristokratensohn gewesen ist der fast schon gezwungermaßen mit William mitreisen musste...da gibts diese Stelle wo er erzählt wie er sich "ausgetobt" hat was die Vergnügungen der Städte anging.

 

Im Film ist das einigermaßen ausgespart worden. Dort war Adson einfach nur ein unschuldiger Bengel. Deswegen funktionierte das mit dem Mädchen auch besser...das Ganze ergab dramaturgisch einen viel stimmigeren Sinn.

 

Soweit ich mich auch richtig erinnere war das im Film auch sehr organisch zum Ende hin. Nichts war dort verkrampft oder fühlte sic h unnatürlich an. Ehrlich, ich mochte das Ende.

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Lieber Kurt!

 

Soweit ich mich auch richtig erinnere war das im Film auch sehr organisch zum Ende hin. Nichts war dort verkrampft oder fühlte sic h unnatürlich an. Ehrlich, ich mochte das Ende.  

 

;D Weil ja auch der böse Großinquisitor so malerisch aufgespießt wurde ...

Na sicher ist das fein und befriedigt unseren Gerechtigkeitssinn. Das Schöne an Ecos Roman war für mich aber auch, dass er den Machtmissbrauch von Teilen der Kirche gezeigt hat. Dass er den historischen Wahrscheinlichkeiten (=reiche, mächtige Kirchenfürsten verbrennen Unschuldige, um ihre politischen Ziele durchzusetzen) Vorzug gegeben hat vor einem - für damalige Verhältnisse seeehr unwahrscheinlichen - Happy End.

Ich fand, dass dieser Mini-Bauernaufstand, der am Schluss alles herumgerissen hat, eben auch "ex machina" war.

 

Aber - emotional sehr nett, da hast Du recht.

 

Liebe Grüße

Ursula

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Ich habe gegrübelt und gegrübelt, schon den halben Tag lang, und mir ist kein Buch eigefallen, das ein Ende nach dem Prinzip Deus ex machina hätte. Entweder sind sie so grottenschlecht, dass ich sie vergessen habe, oder ist es eine Legende und die Bücher mit einem solchen Ende werden gar nicht gedruckt. ;)

Maja Papaya

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Ich finde ein offenes Ende gut. Allerdings muß das Dilemma, der Konflikt, das Große Rätsel im Verlauf der Handlung gelöst worden sein. Alle Ende müssen miteinander verknüpft sein. Es darf nur eine Frage offenbleiben: Was macht unser Held jetzt mit der harterkämpften Million, wenn wir im Verlauf des Romans über ihn gelernt haben, daß er gar nicht so geldgierig ist und seine neu eroberte Geliebte ein SOS-Kinderdorf in Palumbien aufbauen will? Da kommt ein offenes Ende doch gerade richtig!

Also, offenes Ende JA, offene Fragen NEIN!

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Ich find offene Enden auch gut - wenn sie gut/raffiniert/durchdacht gemacht sind (z.B. zum Nachdenken anregen). Ich habe jedoch gerade den Kurzgeschichtenband "Büchsenlicht" von Svenja Leiber (sie hat 2003 den Literaturpreis Prenzlauer Berg für eine der darin enthaltenden Erzählungen erhalten) in Lesung - und leider ist es bei einigen dieser Stories so, dass sie einfach nur *nichtssagend* ausplätschern. Was ich verdammt schade finde, weil mir der Schreibstil der Autorin sehr zusagt. Mit dieser Art von "offenen" Enden kann man also auch einen sonst sehr gelungenen, interessanten Text kaputt machen ...

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