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(Huutini)

Was lohnt erzählt zu werden?

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Diese Frage scheint vielen, vielleicht sogar allen, Autoren beinahe überflüssig.

 

Die eine Fraktion stellt sie sich nie, weil sie automatisch davon ausgeht, dass ALLES lohnt, erzählt zu werden.

 

Die andere Fraktion stellt sie sich nie, weil sie automatisch, davon ausgeht, dass interessantes erzählt werden sollte.

 

Mit Verlaub: Die zweite Fraktion hat mehr Recht als die erste.

 

Ein häufiger Anfängerfehler, der insbesondere in diversen Schreibforen im Internet anzutreffen ist, ist die Ansicht, dass alles noch so Banale und Alltägliche erzählt werden kann und sollte. Manche Autoren erwecken den Eindruck, sie wollten die Literatur revolutionieren, indem sie über acht Seiten schildern, wie ein Mann nach Hause kommt, sich die Puschen auszieht, die Tagesschau guckt und auf dem Sofa eindöst.

 

Die Welt wäre reicher OHNE diese Geschichte.

 

Natürlich, wie Peter vor kurzem sagte, gibt es Wortkünstler, die selbst eine solche Szene noch lesbar schildern können. aber deren Zahl ist so gering, dass sie vernachlässigt werden kann. Vielmehr scheinen sich viele Anfängerautoren zu denken, sie wären kreativ, indem sie, ganz anders als alle anderen Autoren, über alltägliches Schreiben, ohne dass immer etwas 'total unrealistisches' passiert.

 

Das ist ein Trugschluss, denn, ganz im ernst: Den Alltag kann jeder Leser ganz umsonst und jederzeit haben, dazu muss er nicht mal etwas tun. gerade alles was 'total unrealistisch' ist, ist das Mark einer jeden Geschichte. Kein Mensch kommt nach Hause und erzählt atemlos, was ihm alles normales und erwartetes und gewöhnliches passiert ist!!

 

Erzählenswert ist, und das hat die zweite Fraktion der Autoren clever erkannt, alles, was NICHT alltäglich ist, was auffällt, heraussticht, was markant ist, fragwürdig, ungewöhnlich, fremd, neu, anders, selten, unerwartet,seltsam, was Neugier erweckt und Routinen durchbricht.

Kurz gesagt: Etwas Interessantes.

 

Dabei ist es egal, ob dieses 'Interessante' etwas Großes oder etwas Kleines ist. Keine Geschichte ist erzählwürdiger als eine andere, es gibt nur: Erzählenswert oder nicht.

 

Obiges Beispiel könnte schon durch eine Winzigkeit erzählenswert werden: Der Fernseher funktioniert nicht.

 

Es könnte auch etwas größeres passieren: Er sieht in der Tagesschau die Leiche seiner Frau.

 

Oder etwas ganz großes: Die Tagesschau verkündet, dass in einer Stunde ein Meteorit die Erde vernichten wird.

 

Wichtig ist also nicht, WAS interessantes passiert, sondern schlicht und ergreifend DASS etwas interessantes passiert.

 

Eine goldene Regel (Ja, ich verwende dieses Wort!), anhand derer man sich über jede Ideenpleite hinweghangeln kann. Man braucht sich in einer normalen Alltagssituation einfach nur überlegen, was jetzt das unerwartetste und interessanteste wäre, das einem passieren könnte - schon hätte man eine Geschichte.

 

Hilft nicht immer, aber es ist eine Möglichkeit. ;)

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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Ich finde, man muss da ein bisschen nach Genre unterscheiden.

Ich denke, dass in der ganz hohen Literatur grundsätzlich alles erzählt wird - auch Dinge, die nicht sonderlich spannend sind -, weil eben hier nicht immer die Handlung im Vordergrund steht, sondern auch Sprachliches, das Innenleben des Protas, eine spezielle Weltsicht etc.

 

Für einen Unterhaltungsroman sollte man grundsätzlich aber gut überlegen, was ein "gutes" Thema ist. Da kann man nicht alles verbraten.

 

Liebe Grüße,

Julia (in der Hoffnung, hier jetzt nicht die alte Debatte zwischen U- und E-Literatur neu zu beleben.

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(Peter_Dobrovka)

Natürlich, wie Peter vor kurzem sagte, gibt es Wortkünstler, die selbst eine solche Szene noch lesbar schildern können.

Ich war nicht der Peter, der das sagte.

Ich bin der Meinung, daß kein Schreibstil der Welt eine banale Alltagsszene zu einer erzählenswerten Geschichte machen kann.

Wohl aber, wie schon anderweitig diskutiert, sind Banalitäten als vertraute Wegmarkierungen sinnvoll, um dem Leser das Gefühl zu geben, sich in einer realen Welt zu bewegen. Besteht jedoch die ganze Geschichte nur aus Banalitäten ... auweia.

 

Den Alltag kann jeder Leser ganz umsonst und jederzeit haben, dazu muss er nicht mal etwas tun. gerade alles was 'total unrealistisch' ist, ist das Mark einer jeden Geschichte. Kein Mensch kommt nach Hause und erzählt atemlos, was ihm alles normales und erwartetes und gewöhnliches passiert ist!!

Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, ob dir da jemand widerspricht. Und wenn ja, ob es die sind, an die ich gerade denke.

 

Erzählenswert ist, und das hat die zweite Fraktion der Autoren clever erkannt, alles, was NICHT alltäglich ist, was auffällt, heraussticht, was markant ist, fragwürdig, ungewöhnlich, fremd, neu, anders, selten, unerwartet,seltsam, was Neugier erweckt und Routinen durchbricht.

Kurz gesagt: Etwas Interessantes.

 

Dabei ist es egal, ob dieses 'Interessante' etwas Großes oder etwas Kleines ist. Keine Geschichte ist erzählwürdiger als eine andere, es gibt nur: Erzählenswert oder nicht.

 

Obiges Beispiel könnte schon durch eine Winzigkeit erzählenswert werden: Der Fernseher funktioniert nicht.

 

Es könnte auch etwas größeres passieren: Er sieht in der Tagesschau die Leiche seiner Frau.

 

Oder etwas ganz großes: Die Tagesschau verkündet, dass in einer Stunde ein Meteorit die Erde vernichten wird.

 

Wichtig ist also nicht, WAS interessantes passiert, sondern schlicht und ergreifend DASS etwas interessantes passiert.

Dem habe ich im Moment nichts hinzuzufügen. ;D

 

Peter

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Ich finde, man muss da ein bisschen nach Genre unterscheiden.

Ich denke, dass in der ganz hohen Literatur grundsätzlich alles erzählt wird - auch Dinge, die nicht sonderlich spannend sind -, weil eben hier nicht immer die Handlung im Vordergrund steht, sondern auch Sprachliches, das Innenleben des Protas, eine spezielle Weltsicht etc.

Sehe ich anders. Selbst in der Hochliteratur wird über ungewöhnliches geschrieben. Noch das kleinste, lyrischste Gedicht über die Liebe befolgt das. Denn nicht einmal die Liebe ist alltäglich...

 

Lasse mich natürlich gerne vom Gegenteil überzeugen. Vielleicht kennt ja jemand ein hochliterarisches Buch (Oder irgendein anderes), dass sich mit nichts als dem Alltag beschäftigt, ohne das in irgendeiner Weise irgendetwas ungewöhnliches oder unbekanntes passiert...

 

Für einen Unterhaltungsroman sollte man grundsätzlich aber gut überlegen, was ein "gutes" Thema ist. Da kann man nicht alles verbraten.

Ob ein Thema gut oder schlecht ist, das ist aber, mit Verlaub, wieder keine Anfängerfrage. Vielen Anfängern fehlt es, ÜBERHAUPT ein irgendwie geartetes interessantes Subjekt zu besprechen...

 

Von daher ist das wieder eher ein Thema für Fortgeschrittene und sogar einen eigenen Thread. ;)

 

Ich war nicht der Peter, der das sagte.

Hmm - hätte schwören können, du warst das, finde die Stelle aber auch gerade nicht. Suche bei Gelegenheit nochmal, sonst hab ich mich wohl vertan. 'tschuldige!

 

Ich bin der Meinung, daß kein Schreibstil der Welt eine banale Alltagsszene zu einer erzählenswerten Geschichte machen kann.

Nicht erzählenswert, aber manchmal durchaus LESENSwert. ;)

 

Wohl aber, wie schon anderweitig diskutiert, sind Banalitäten als vertraute Wegmarkierungen sinnvoll, um dem Leser das Gefühl zu geben, sich in einer realen Welt zu bewegen. Besteht jedoch die ganze Geschichte nur aus Banalitäten ... auweia.

Ich behaupte, es ist schon Auweia, wenn nur die grundidee der Geschichte Banal ist... Obwohl das auch wieder das gleiche ist, denn dann würde sich die Grundidee der Geschichte augenblicklich verschieben, sobald etwas unbanales geschieht...

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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Hallo Marco,

 

du schreibst:

 

Diese Frage scheint vielen, vielleicht sogar allen, Autoren beinahe überflüssig ...

 

Also, für mich ist das die primäre Frage schlechthin. Der Anfang und das Ende der Wurst. Und nur, wann ich mir wirklich sicher bin, dass das Thema außer mir noch irgendwem anderen interessieren könnte, schreib ich das Ding auf.

 

Vielleicht sollte man ja sogar Marktforschung betreiben, wie es alle Filmstudios, und wahrscheinlich auch größere Verlage tun, was ankommt und was nicht. Vielleicht mal im kleineren Rahmen, im Freundeskreis etc. nachfragen.

Für mich gibt es nichts Schlimmeres, als monatelang an einer Geschichte zu sitzen, für die sich letztendlich kein Schwein interessiert, außer ich selbst.

Und wahrscheinlich geht es vielen Autoren so: Wer schreibt schon gerne für die Schublade?

 

Verregnete Grüße aus Wien,

 

Alfred

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Also, für mich ist das die primäre Frage schlechthin. Der Anfang und das Ende der Wurst. Und nur, wann ich mir wirklich sicher bin, dass das Thema außer mir noch irgendwem anderen interessieren könnte, schreib ich das Ding auf.

Da gibt es zwei Schwierigkeiten: Erstens wie stellst du das fest? Zweitens, wie schreibst du das gut, wenn es dich selbst langweilt?

 

Zum ersteren hat Bruckberger (Fluch der Karibik) mal gesagt, keiner hätte geglaubt, dass sich irgendein Schwein für einen Piratenfilm interessiert. Wenn du jemand ein Thema nennst, weiß er ja nicht, wie das Buch, der film aussieht.

"Ein Mann, der nicht wachsen will? Interessiert mich nicht" (die Blechtrommel - als Grass die Idee MRR erzählte, dachte der: Was für ein Blödsinn. Heute ist er begeistert.)

"Ein Mann, der gut riecht, aber keinen Eigengeruch hat? Wenn soll denn das interessieren?" (das Parfüm)

"eine Analphabetin, die früher KZ Wärterin war?" Ihr dürft raten, welches Buch das ist - ein durchaus erfolgreiches

"ein Junge, der bei seinem Onkel in einem dunklen Kabuff lebt und dann erhält er von Eulen Einladungen, auf eine Zauberschule zu gehen?" (dito)

 

Eine wirklich gute Beschreibung eines Buches, die jemand reizen könnte, es zu lesen, kannst du erst liefern, wenn es fertig ist - zumindest in der Rohfassung. Ich kenne keinen wirklich erfolgreichen Bestsellerautor, der bewußt so den Stoff wählt, was gängig ist. Wie gesagt, der Filmproduzent Bruckberger tut es auch nicht und der *ist* erfolgreich.

 

Was die Filmstudios schon tun: Den Film einem Testpublikum vorzuführen. Danach entscheiden, ob der Schluß verändert wird oder sonst etwas im Film. Aber dazu musst du erst mal was haben, was du vorführen kannst.

 

Und zum Schluß noch Meller, dem alle vorwerfen, er orientiere sich am Geld: "Alle Erfolge kamen aus unerwarteten Richtungen."

 

Aber das heißt natürlich nicht, das man sich einfach mit einem Stoff zufrieden geben soll. Wenn den Autor ein (scheinbar) langweiliger Stoff interessiert, ist es gut möglich, dass er noch gar nicht weiß, was daran interessant ist. Dass er noch auf der Oberfläche kratzt, statt tiefer zu graben. Das ist nämlich schon die Krux vieler Autoren: Der Stoff offenbart sich nicht so einfach - Plopp - und da liegt er. Da gehören häufig aufwändige und langwierige Grabungsarbeiten dazu. Viele Geschichten, die ich kenne, wurden geschrieben ohne das. Noch mehr von Leuten, die glauben: Das ist gefragt, das schreib ich. Die Ergebnisse sind meistens dementsprechend.

 

Was anderes sind Geschichten auf Bestellung. Ein Verlag will einen herrn der Ringe Klon. Okay, da ist die Vorlage, die man abschreibt, statt der Ringe nehme man Schlüssel (oder was auch immer), Sauron besteht nicht nur aus einem Auge, sondern hat einen Fuß und dann ...

 

Hans Peter

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Den Alltag kann jeder Leser ganz umsonst und jederzeit haben, dazu muss er nicht mal etwas tun. gerade alles was 'total unrealistisch' ist, ist das Mark einer jeden Geschichte. Kein Mensch kommt nach Hause und erzählt atemlos, was ihm alles normales und erwartetes und gewöhnliches passiert ist!!

Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, ob dir da jemand widerspricht. Und wenn ja, ob es die sind, an die ich gerade denke.

Hier. ;D

 

(Reicht es, wenn ich nur aufzeige? Ich finde diesen Ansatz wirklich sowas von dermaßen falsch ... Aber ich versuche gerade, ein Exposé zu Ende zu bringen, das geht vor!)

 

Schöne Grüße

 

Barbara

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(Peter_Dobrovka)

Da gibt es zwei Schwierigkeiten: Erstens wie stellst du das fest? Zweitens, wie schreibst du das gut, wenn es dich selbst langweilt?

Ich denke schon, daß man das in etwa abschätzen kann. Zumindest können es manche Leute. Zumindest kann ich das.  ;)

 

Zum ersteren hat Bruckberger (Fluch der Karibik) mal gesagt, keiner hätte geglaubt, dass sich irgendein Schwein für einen Piratenfilm interessiert.

Mal davon abgesehen, daß der Film in erster Linie Action, Witz und Geistergeschichte ist und nicht einfach nur ein Piratenfilm, hätte ich den Leuten sagen können, daß schon viel zu lange kein Piratenfilm mehr in den Kinos war und damit ein Wurf zu machen ist.

Der Film hätte übrigens auch funktioniert, wenn es ein Western, Ritterfilm oder Fantasyfilm gewesen wäre.

 

"Ein Mann, der nicht wachsen will? Interessiert mich nicht" (die Blechtrommel - als Grass die Idee MRR erzählte, dachte der: Was für ein Blödsinn. Heute ist er begeistert.)

Da sieht man mal, wie wichtig ein aussagekräftiges Exposé ist.  ;D

Mal im Ernst, ein Mann der nicht wachsen will ist doch alles andere als eine Banalität, oder? Wenn mir einer diese Kurzzusammenfassung an den Kopf werfen würde, wäre ich geneugiert und würde fragen: "Ja, und weiter?"

 

"Ein Mann, der gut riecht, aber keinen Eigengeruch hat? Wenn soll denn das interessieren?" (das Parfüm)

Stimmt, das interessiert niemanden. Daß der Prota keinen Eigengeruch hat, ist ja auch völlig irrelevant. Daß er in einer Welt der Gerüche lebt wie ein Hund, ist interessant. Daß er ein Soziopath ist und zum Mörder wird, ist interessant. Daß das Buch von hintersinnigem Humor, beißender Ironie und Gesellschaftskritik trieft ist interessant.

 

"ein Junge, der bei seinem Onkel in einem dunklen Kabuff lebt und dann erhält er von Eulen Einladungen, auf eine Zauberschule zu gehen?" (dito)

Das ist das einzige Beispiel, bei dem ich auch danebengehauen hätte, wenn mir das Manuskript angeboten worden wäre. Aber nicht, weil es kein interessantes Thema ist, denn das ist es, sondern weil ich gemeint hätte, es gäbe schon genug Geschichten dieser Art auf dem Markt.

 

Eine wirklich gute Beschreibung eines Buches, die jemand reizen könnte, es zu lesen, kannst du erst liefern, wenn es fertig ist - zumindest in der Rohfassung.

Ich bin abgeneigt, dem zuzustimmen.

 

Ich kenne keinen wirklich erfolgreichen Bestsellerautor, der bewußt so den Stoff wählt, was gängig ist.

Wo nimmst du denn jetzt plötzlich das Wort "gängig" her? Wer sprach davon?

 

Was die Filmstudios schon tun: Den Film einem Testpublikum vorzuführen. Danach entscheiden, ob der Schluß verändert wird oder sonst etwas im Film. Aber dazu musst du erst mal was haben, was du vorführen kannst.

Diese Aussage besäße nur dann einen Wert, wenn das Testpublikum entscheiden könnte, den Film in die Tonne wandern zu lassen.

Und dann würde ich sagen: Was für eine brutale Verschwendung von Zeit und Geld.

 

Hey, ich werde ganz sicher kein Buch schreiben und mir dann die Frage stellen, ob die Geschichte es überhaupt wert war, erzählt zu werden.

 

Aber das heißt natürlich nicht, das man sich einfach mit einem Stoff zufrieden geben soll. Wenn den Autor ein (scheinbar) langweiliger Stoff interessiert, ist es gut möglich, dass er noch gar nicht weiß, was daran interessant ist. Dass er noch auf der Oberfläche kratzt, statt tiefer zu graben. Das ist nämlich schon die Krux vieler Autoren: Der Stoff offenbart sich nicht so einfach - Plopp - und da liegt er. Da gehören häufig aufwändige und langwierige Grabungsarbeiten dazu. Viele Geschichten, die ich kenne, wurden geschrieben ohne das. Noch mehr von Leuten, die glauben: Das ist gefragt, das schreib ich. Die Ergebnisse sind meistens dementsprechend.

Nein, das sind Dinge, an die glaube ich nicht.

Ich denke, du verwechselst die Forderung nach Inhalt (so pointiert kann man das tatsächlich ausdrücken) mit der prophetischen Gabe, Erfolg vorauszuahnen.

 

Peter

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Mal davon abgesehen, daß der Film in erster Linie Action, Witz und Geistergeschichte ist und nicht einfach nur ein Piratenfilm, hätte ich den Leuten sagen können, daß schon viel zu lange kein Piratenfilm mehr in den Kinos war und damit ein Wurf zu machen ist.

Fein. Du solltest dich als Marketing-Fachmann bewerben. Denn die haben - immer nach Bruckberger - das nicht gewußt.

 

Da sieht man mal, wie wichtig ein aussagekräftiges Exposé ist.

Richtig. Aber dazu musst du dein Projekt erst mal kennen, da hast du schon die Hälfte der Arbeit geleistet, wenn du ein spannendes Expose hast. Oft sogar die ganze.

 

Mal im Ernst, ein Mann der nicht wachsen will ist doch alles andere als eine Banalität, oder? Wenn mir einer diese Kurzzusammenfassung an den Kopf werfen würde, wäre ich geneugiert und würde fragen: "Ja, und weiter?

Da bist du absolut untypisch. MRR war nur genervt. Und der ist weit besser, als der übliche Leser. Was ich damit meine: Wenn du auf den Normalverbraucher zugehst, und ihn fragst und noch nichts vorweisen kannst, gibt er dir keien Antwort, die dir nützt.

Würde dir ein Fischeintopf mit Brombeeren, Himbeeren, Erbsen und Kartoffeln schmecken?

Wenn du jetzt "Ja" sagst, bist du eine absolute Ausnahme. So gut wie alle waren skeptisch, dass das schmecken könnte. So gut wie alle haben es dann gegessen und waren begeistert. Leute zu etwas zu befragen, was es noch nicht gibt und das sie nicht kennen, ist verlorene Liebesmühe. Sie können es sich einfach nicht vorstellen. Selbst Autoren tun sich in der Anfangsphase schwer.

 

Daß das Buch von hintersinnigem Humor, beißender Ironie und Gesellschaftskritik trieft ist interessant.

Richtig. Aber um das zu wissen, musst du schon sehr viel über das Buch wissen. Da ist schon die Hälfte der Arbeit getan.

 

Das ist das einzige Beispiel, bei dem ich auch danebengehauen hätte, wenn mir das Manuskript angeboten worden wäre. Aber nicht, weil es kein interessantes Thema ist, denn das ist es, sondern weil ich gemeint hätte, es gäbe schon genug Geschichten dieser Art auf dem Markt.

Welche? Ich wüßte keine.

 

Wo nimmst du denn jetzt plötzlich das Wort "gängig" her? Wer sprach davon?

Wenn du dir überlegst, was geht, welcher Stoff sich verkauft, überlegst du, was gängig ist. Okay, du hast andere Kriterien. Aber die meisten Leute entscheiden so, wenn du sie fragst, was hälst du von diesem Stoff?

 

Hey, ich werde ganz sicher kein Buch schreiben und mir dann die Frage stellen, ob die Geschichte es überhaupt wert war, erzählt zu werden.

Vorsicht, das ist eine ganz andere Frage. Die eine Frage ist, ob Leute sich durch eine Geschichte angesprochen fühlen, wenn du ihnen nur die gröbsten Umrisse, das Thema nennst.

Was ganz anderes ist es, ob eine Geschichte es wert ist, erzählt zu werden. Denn bei dieser Frage würde ich genauso antworten. Nur dauert es einíge Zeit, bis du die Frage beantworten kannst. Dazu musst du selbst deine Geschichte erst mal kennen.

 

Ich denke, du verwechselst die Forderung nach Inhalt (so pointiert kann man das tatsächlich ausdrücken) mit der prophetischen Gabe, Erfolg vorauszuahnen.

Ja, so habe ich die frage dieses Thread verstanden. Nur der Inhalt, der Erfogl haben wird, ist es wert, erzählt zu werden.

Eine Meinung, die ich so nicht teile, erstens, weil niemand das so genau voraussagen kann und zweitens, weil INhalt und Erfolg tatsächlich nicht identisch sind, da hast du recht: Das sind zwei Fragen.

 

Hans Peter

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Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, ob dir da jemand widerspricht. Und wenn ja, ob es die sind, an die ich gerade denke.Hier.  ;D

 

(Reicht es, wenn ich nur aufzeige? Ich finde diesen Ansatz wirklich sowas von dermaßen falsch ... Aber ich versuche gerade, ein Exposé zu Ende zu bringen, das geht vor!)

 

Schöne Grüße

 

Barbara

 

Barbara! Ich küß Dir den kleinen Zeh ;D !

 

Weil Du mir ein langes posting ersparst.

 

Marco, min Jung - Du studierst doch Germanistik, nicht wahr?

Ich weiß, bei Dir darf ich mir das erlauben, deshalb bloß die Frage: wie kannst Du einen derart haarsträubenden Unfug als Weisheit verkaufen wollen?  :s11

 

Wolltest wohl wieder mal etwas provozieren im Sommerloch ;D

 

Gruß

Jan

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Hallo Marco,

 

was du nennst sind Wendungen, oder Details- die oft nicht "alltäglich" sind- aber wer etwas wendet bracht die Basis Alltag. Dementsprechend bestehen Bücher zu einem Teil aus Alltag, ohne Alltag allzu weit zu definieren- und der Alltag ist die Basis der Geschichte, die Ausgangssituation und vieles mehr.

Und wie unten angeführt- ist Alltag auch oft Haupthandlung.

 

Wenn man den Alltag einer Figur zeigt, dann entspricht dies meist schon nicht dem Alltag des Lesers- und man kann damit durchaus einen Leser faszinieren- wobei ich eingestehe, dass hier oft verdichtet wird, um es spannender zu machen. Weil die meisten Leser unvorstellbar neugierig sind, wie andere Menschen leben.

Und selbst wenn man den Alltag einer Figur beschreibt, der fast deckungsgleich mit dem Alltag des Leser ist- dann hängt es an der Figur. Wie die Figur mit dem Alltag umgeht, kann durchaus so faszinierend sein, dass der Leser dieser Figur folgt.

 

Also Protest!

 

Gruss (vom üblichen Verdächtigen)

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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(Peter_Dobrovka)

Fein. Du solltest dich als Marketing-Fachmann bewerben. Denn die haben - immer nach Bruckberger - das nicht gewußt.

Würde mich sehr gerne als solcher bewerben. Ich fürchte nur, wenn ich da hingehe wird mir keiner auch nur zuhören.

 

Da bist du absolut untypisch. MRR war nur genervt. Und der ist weit besser, als der übliche Leser. Was ich damit meine: Wenn du auf den Normalverbraucher zugehst, und ihn fragst und noch nichts vorweisen kannst, gibt er dir keien Antwort, die dir nützt.

Würde dir ein Fischeintopf mit Brombeeren, Himbeeren, Erbsen und Kartoffeln schmecken?

Wenn du jetzt "Ja" sagst, bist du eine absolute Ausnahme. So gut wie alle waren skeptisch, dass das schmecken könnte. So gut wie alle haben es dann gegessen und waren begeistert. Leute zu etwas zu befragen, was es noch nicht gibt und das sie nicht kennen, ist verlorene Liebesmühe. Sie können es sich einfach nicht vorstellen. Selbst Autoren tun sich in der Anfangsphase schwer.

Wir kommen weit vom Thema ab. Der Vergleich hinkt auch etwas. Aber das liegt daran, daß das ganze Gedankengebäude hinkt.

Aus einer Zusammenfassung oder einem einzigen Satz wollte hier wohl niemand herauslesen, ob ein Produkt etwas taugt oder nicht. Noch dazu, wenn die Zusammenfassung falsch focussiert ist, wie in den ganzen zuvor gebrachten Beispielen.

Es geht einfach ums Banale, Alltägliche, welches oft notwendig zu schildern ist, aber eine Geschichte nicht tragen kann.

 

Was ich übrigens nicht kann, ist mit Bestimmtheit zu sagen, daß etwas Uninteressant ist und keine Zielgruppe finden wird. Da wird es immer - auch für mich - Überraschungen geben. Ich sehe mich lediglich in der Lage, Interessantes zu produzieren, weil das, was ich interessant finde, eine ausreichend große Zielgruppe ebenfalls interessant findet. Sie findet auch viel interessant, das ich selbst uninteressant finde, aber es ist letztlich doch kein Fehler, Textstellen oder Ideen, die ich selbst als möglicherweise uninteressant einstufe, gegen gesichert interessante Elemente auszutauschen. Ich hoffe, das war jetzt nicht zu verworren.

 

Vorsicht, das ist eine ganz andere Frage. Die eine Frage ist, ob Leute sich durch eine Geschichte angesprochen fühlen, wenn du ihnen nur die gröbsten Umrisse, das Thema nennst.

Was ganz anderes ist es, ob eine Geschichte es wert ist, erzählt zu werden. Denn bei dieser Frage würde ich genauso antworten. Nur dauert es einíge Zeit, bis du die Frage beantworten kannst. Dazu musst du selbst deine Geschichte erst mal kennen.

Erzähl mir mehr darüber. Warum sollte ich, der Erfinder der Geschichte, sie nicht von Anfang an kennen? Und was folgt daraus in der Praxis? Sprichst du dich für eine Art Reifungszeit für Ideen aus? Wie muß ich mir das vorstellen? Was tue ich in der Zeitspanne von der Idee bis zum Kennen meiner Geschichte?

 

Ja, so habe ich die frage dieses Thread verstanden. Nur der Inhalt, der Erfogl haben wird, ist es wert, erzählt zu werden.

Ich nicht. Habe gerade noch mal das Anfangsposting gelesen. Wann und wo ist der Term "Erfolg" reingerutscht?

 

Peter

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Da ich gleich mit der Arbeit anfange, und noch nicht weiß, wann ich die zeit hierfür finde,vorab schomnal zwei (bzw. zweieinhalb) kurze Anmerkungen.

 

Eine unwichtige: Der Produzent heisst nicht Bruckberger, sondern Bruckheimer, nur um hier keine Fehler aufkommen zu lassen.

 

@Thomas: Ich entnehme deinem Post, dass du meine Aussage umgedeutet hast, dazu aber später mehr.

 

@Jan: Ich meine das toternst. Und solange du oder Barbara hier keine beispiele bringt, glaube ich euch schlicht und ergreifend nicht, dass ihr Abends von der Arbeit nach hause kommt, und eurer besseren Hälfte erzählt: "Du ahnst nicht, was heute passiert ist: Der Bus kam pünktlich. Genau wie jeden Tag. Und weißt du, neben wem ich ikm Büro sitzen durfte? Es ist so großartig, ich saß neben Glaubewitz. Wie jeden Tag in den letzten dreissig jahren. Und mein Chef ist Herr Meyer, wie jeden Tag seit dreissig jahren. hach Gott, ich bin so aufgeregt, dass heute das gleiche passiert ist wie jeden tag. Sag, was ist dir denn passiert, was du jeden tag ohnehin erlebst? Saßt du wieder neben Schneider?"

 

Glaub ich schlicht nicht.

 

Gruß,

Marco! :s17

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Ja' date=' so habe ich die frage dieses Thread verstanden. Nur der Inhalt, der Erfogl haben wird, ist es wert, erzählt zu werden.[/quote']

 

Nein, um Erfolg geht es ganz und gar nicht. Das ist, ebenso wie die Frage nach einem GUTEN Thema, eine ganz andere Baustelle...

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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Hey Thomas!

 

So, nu hab ich etwas mehr Zeit.

 

Also, ich habe ja nie behauptet, dass man keinen Alltag erzählen darf. Oder sollte. Wie Peter (Hoffe ich diesmal...) schon anmerkte, braucht eine Geschichte eine Portion Alltag.

Nur sollte die Geschichte im Kern etwas besitzen, was eben KEIN Alltag ist.

 

Und nein, ich rede nicht vom Alltag des Lesers, sondern vom Alltag der Figur.

 

Ich habe keine Ahnung, wie der Alltag eines Elektrikers auf einer Ölbohrplattform ausschaut, von daher hat allein eine solche Geschichte schon ein gewisses Interesse für mich, da hast du sicherlich Recht.

 

Ich beschränke das allerdings auf eine GEWISSES Interesse. Denn trotzdem würde ich keine 300 bis 400 Seiten darüber lesen wollen, wie ein Elektriker auf einer Ölbohrplattform Leitungen durchprüft.

 

Warum nicht? Eben weil es Alltag ist. Nicht meiner, aber seiner. Und wie jeder Alltag würde auch dieser irgendwann langweilig werden. Wenn ich nach zweihundert Seiten immer noch einem müden, überarbeitetem, dreckigen Mann in die Leitungstunnel folgen müsste, würde ich mich vermutlich irgendwann genau so langweilen wie der Elektriker.

 

Eine weitere Aussage (und goldene Weisheit) die ich hier in den Raum werfen möchte, ist, dass es einer Geschichte immer gut tut, wenn sie von den Emotionen ihrer Charaktere erzählt. Nun ist aber die Emotion der Langeweile, des Trotts und der Routine der Charaktere stinklangweilig.

 

Was interessiert es mich, dass der Elektriker morgens aufsteht und weiß, dass er sein Tagewerk verrichten wird, dabei vielleicht zweimal drüber nachdenkt, was er abends essen wird, und nebenher nochmal auf Klo geht. Über 300 oder 400 Seiten. Ich bezweifel, dass das irgendwen, selbst dich, solange fesselt, und wenn der Job des Elektrikers auf einer Ölbohrplattform NOCH so ungewöhnlich für dich als Leser sein mag.

 

Denn man schlüpft ja in die Figur eines Romans und findet interessant und neu, was der Charakter interessant und neu findet. Findet der Charaklter aber nichts neu und interessant, wie sollst du als identifizierender Leser dann etwas neu und interessant finden?? Und welchen Sinn hat es, eine Geschichte zu erzählen, in der nichts neu und interessant ist?

 

Also nein, ein für den Leser ungewöhnlicher Alltag reicht nicht aus. In keinem Fall. Selbst dann muss und sollte es so sein, und ist es in jedem erhältlichen Buch so, dass dem Charakter etwas für seinen Alltag ungewöhnliches passiert.

(Auch hier stehe ich gerne zur Verfügung, falls jemand Gegenbeispiele bringen kann! :s22)

 

Also Protest abgeschmettert! :s21

 

Jedenfalls fürs erste - bis der nächste eine Umdeutung meiner Aussage bringt, oder man mir mal ein unumstößliches Beispiel einer Geschichte bringt, die über hunderte von Seiten interessant einen langweiligen Alltag schildert...

 

Man sieht schon: Bei Kurzgeschichten mag das wieder etwas anderes sein, da ist man schnell im Journalistischen bereich, wo eine Reportage über Elektriker auf einer Ölbohrplattform auch Interessant ist.

Wie gesagt, ein für den Leser komplett fremder Alltag hat ein GEWISSES Interesse. Aber das trägt nicht sehr weit, eben nur solange, wie es für den leser neu und interessant ist.

 

So oder so, man kommt nicht drum herum, dem Leser etwas anderes als Alltag zu servieren. ;)

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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Grundsätzlich sollte jede Szene die Geschichte vorantreiben.

 

Da kann auch der Gang zum Klo sein, wenn das Rauschen der Klospühlung beim Protagonisten die Vision eines rauschenden Wasserfalls erzeugt, den er später im Buch einmal mit eigenen Augen sehen wird, weil da hinter die Höhle mit dem geheimnisvollen Artefakt liegt, das wiederum nötig ist um ...

 

Ohne die Vision aber, ist eine solche Szenen überflüssig.

Es ist dann sogar überflüssig zu erwähnen, dass der Prot das Klo überhaupt benutzt hat.

 

Viele Grüße

Monika

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Grundsätzlich sollte jede Szene die Geschichte vorantreiben.

 

Da gebe ich dir generell recht, obwohl ich 'Geschichte' durch 'Erzähltes' ersetzen würde, aber ich sehe nicht so recht, was das mit dem Threadthema zu tun hat??

 

Gruß,

Marco! :s17

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Hallo Marco,

ich versuche mal, dir zu widersprechen, obwohl ich fürchte, dass wir teilweise einer Meinung sind ;)

Als Gegenbeispiel möchte ich meine Bücher nennen. Weil mich interessiert, warum Menschen so sind wie sie sind, ist das Banale und Alltägliche mein Thema. In meinem ersten Roman wird eine Frau nach 15 Jahren Ehe verlassen, macht alle Klischeephasen von Selbstmitleid über Wut etc. durch und muss erst wieder leben lernen. Die Art, wie sie verlassen wird, ist so banal wie im Heftchenroman, nämlich genau nach Schema F. Tausende von Frauen und Männern erleben das Gleiche.

 

In meinem zweiten Roman wird eine Ladenbesitzerin von der wirtschaftlichen Krise in Deutschland eingeholt, die Kunden bleiben aus, sie verrechnet sich in ihren Plänen und steht kurz vor der Insolvenz. Und muss ihren Laden retten. Passiert tausenden von Frauen und Männern.

Und ganz genau dieses Banale und Alltägliche birgt die Chance, dass sich die Leser identifizieren: Das bin ja ich. Das habe ich auch erlebt / erlebe ich.

 

Ich glaube, was du meinst - und da vermute ich, dass wir das Gleiche denken... das ist der kleine Kunstgriff des Autoren, den banalen Alltag unmerklich so zu brechen, dass sich der Leser spiegeln kann, um mal einen Begriff aus der Psychologie zu verwenden.

Der Leser springt mir ab, wenn ich ihm haargenau seinen eigenen Alltag schildere, denn dann könnte er ja sein eigenes Tagebuch lesen. Ich denke, die Kunst ist die, den Leser, der sich ertappt fühlt, mit einer etwas anderen Welt zu konfrontieren, mit neuen Horizonten. Ich muss ihn bereichern, mehr zeigen, als er in seinem Leben sehen kann, anderes zeigen.

 

Wie ich das als Autor umsetze, hängt ganz davon ab, ob ich hohe Literatur oder einen Thriller schreibe, ob ich handlungsgetriebene Romane habe oder Romane, die von Innerem leben. Knalleffekte, wie sie aus deinen Postings klingen, braucht man nicht immer, sie können einen Roman sogar töten. Viel raffinierter und schwieriger sind die leisen Töne, sprachlicher Art, aber auch in der etwas ungewöhnlicheren Betrachtungsweise.

 

Du kannst eine Bratpfanne dazu bringen, das Leben einer Person vollkommen zu verändern - und im Text passiert nichts anderes, als dass diese Person eine Bratpfanne auf die Herdplatte stellt. Meiner Meinung nach eine höhere Kunst als jede Effekthascherei mit angeblich Außergewöhnlichem.

 

Ja, auch das Banale und Alltägliche lohnt, erzählt zu werden.

 

Schöne Grüße,

Petra

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Jedenfalls fürs erste - bis der nächste eine Umdeutung meiner Aussage bringt...

 

Das erledigst du doch selbst. Du hast deine zunächst allgemeingültige Aussage inzwischen schon auf Texte von hunderten von Seiten beschränkt... ;)

 

Du meinst ja weniger Alltag (Liebe ist eigentlich alltäglich, Millionen von Menschen erleben sie gerade in diesem Augenblick), sondern die banale Alltagsroutine des Einzelnen. Aber selbst die könnte eine Geschichte interessant machen. Zum Beispiel eine Geschichte über das ganz alltägliche Leben in fremden Kulturen. Ob das viele hundert Seiten trägt, weiß ich nicht, aber eine gewisse Zeit lang ist das sicherlich interessant.

 

Christoph

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(Peter_Dobrovka)

Du meinst ja weniger Alltag (Liebe ist eigentlich alltäglich, Millionen von Menschen erleben sie gerade in diesem Augenblick), sondern die banale Alltagsroutine des Einzelnen. Aber selbst die könnte eine Geschichte interessant machen. Zum Beispiel eine Geschichte über das ganz alltägliche Leben in fremden Kulturen. Ob das viele hundert Seiten trägt, weiß ich nicht, aber eine gewisse Zeit lang ist das sicherlich interessant.

Ich denke, er meint (zumindest würde ich das an seiner Stelle meinen ;D ) daß es für den Leser unalltäglich sein soll.

In der Hinsicht ist dann auch der Alltag eines Profikillers oder eines Juden im 3. Reich erzählenswert.

 

Peter

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Hallo Peter,

 

Dann habe ich den Teil hier falsch verstanden:

 

Also nein, ein für den Leser ungewöhnlicher Alltag reicht nicht aus. In keinem Fall. Selbst dann muss und sollte es so sein, und ist es in jedem erhältlichen Buch so, dass dem Charakter etwas für seinen Alltag ungewöhnliches passiert.

 

Christoph

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Hallo Marco, Peter,

 

ja, da bin ich durch Alfreds Beitrag auf eine falsche Spur gelockt worden, die eigentlich nichts mit dem Thread zu tun hatte.

 

Aber Alltag ist langweilig? Und was ist mit Carver, mit Hemingway, die ihn so hervorragend zu schildern wussten, habe ich mir überlegt.

 

Die schreiben Alltag. Aber: Das wichtige bei ihnen (wo sie wirklich gut sind), ist das, was sie nicht schreiben. Was zwischen den Zeilen steht. Das muss der Leser ergänzen, um die Geschichte zu verstehen, das ergänzt jeder Leser anders und das wirft ein völlig neues Licht auf Alltag.

 

Sie bilden nicht einfach Alltag ab, sondern beleuchten ihn neu, anders. Meister der Täuschung sind sie.

 

Und die zahlreichen Schreibnachahmer der beiden, die es gibt, die tun genau das nicht. Bei ihnen fehlt, was fehlt: Da steht dann nichts mehr zwischen den Zeilen, da ist es wirklich nur noch Alltag. Und *darum* interessieren diese Epigonen auch nicht.

 

Langer Rede kurzer Sinn: Ja, du kannst über Alltag schreiben. Wenn du es nicht "alltäglich" tust. Wenn da was dazukommt, das du im eigenen Alltag eben nicht siehst.

 

Noch eine andere Überlegung: Viele schreiben alltägliche Geschichten, weil sie etwas fasziniert. Aber sie wissen noch nicht, was das ist. Ihr Stoff ist noch unter der Alltagsgeschichte verborgen und sie machen sich nicht die Mühe, ihn auszugraben oder können es noch nicht.

 

Übrigens ist Stephen King, ich sagte das schon in einem anderen Thread, auch ein Meister der Alltagsbeschreibung. 150 Seiten amerikanisches Kleinstadt-Alltagsleben. Nichts passiert. Na ja, dahinten wird etwas unter den Teppich gekehrt. Auch nichts besonderes. In jeder Stadt, in jeder Familie wird immer was unter den Teppich gekehrt ...

Aber wir ahnen, dort, dorthinten, da wird später das Monster rauskriechen.

 

Ja, man kann über Alltag schreiben. Wenn man es kann. Wenn man ihn verwandelt. Aus dem Dreck Gold macht. Aber das können nur ganz, ganz große Allchemisten.

 

Hans Peter

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Hey Petra!

 

Ich versuche mal, dir ebenfalls zu widersprechen, weil wir nämlich ganz bestimmt das gleiche denken.

 

Ganz ohne deine Bücher zu kennen, kann ich nämlich sagen, dass du das genau so siehst, wie ich:

 

In Stechapfel und Belladonna begeht eine Frau aufgrund ihrer Scheidung einen Selbstmordversuch.

 

Wo ist das Alltag?? Alleine das ist schon etwas anderes als Alltag.

Desweiteren ist eine Trennug oder Scheidung NIEMALS Alltag oder auch nur gewöhnlich. Selbst wenn es Milliarden von Menschen passiert: Die Phase der Trennung ist bei 98% der Menschen eher der Ausnahme-, als der Regelfall. Normal: Keine Trennung. Ungewöhnlich: Trennung.

 

In Lavendelblues steht eine Frau vor der Insolvenz. Auch das ist kein Alltag. Selbst wenn Milliarden von Menschen in Insolvenz gehen, ist die Phase der Insolvenz bei 98% der Leute die Ausnahme, nicht die Regel.

Normal: Keine Insolvenz. Ungewöhnlich: Insolvenz.

 

Ich muss nochmal wiederholen: Es geht nicht darum, dass jede Szene eines Buches oder einer Geschichte vor Neuartigkeit und Fremdartigkeit überspritzen sollte, sondern dass das, worum die Geschichte geht, was erzählt wird, dass nur das, etwas ungewöhnliches ist.

 

Regel: Man arbeitet acht Stunden.

Ausnahme: Man wird entlassen.

 

Dass jemand acht Stunden arbeitet ist keine Geschichte wert.

Dass jemand gefeuert wird, IST eine Geschichte wert.

 

Wenn man Abends nach Hause kommt, erzählt man nicht: Schatz, ich hab heut Acht Stunden gearbeitet.

Man erzählt höchstens: "Schatz, ich wurde heute entlassen."

 

Regel: Man hat keine Schmerzen.

Ausnahme: Man hat Zahnschmerzen.

 

Das man keine Schmerzen hat, ist keine Geschichte wert. DASS man Zahnschmerzen hat, IST eine Geschichte wert.

 

man erzählt abends nicht: "Schatz, heute tat mir nichts weh"

Man erzählt: "Schatz, heute hatte ich Zahnschmerzen."

 

Natürlich gibt es Fälle, die diese Regel-Ausnahme Situation umkehren. Leute mit chronischen Schmerzen und Leute die jeden

Tag entlassen werden. Aber da wird das ganze einfach umgekehrt, und das Prinzip dahinter: erzähle nicht die Regel, erzähle die Ausnahme, greift weiterhin...

 

Man erzählt seiner besseren Hälfte doch nur das ungewöhnliche, das, was ausserhalb der Regel liegt. Und das sollte man auch einem Leser erzählen.

 

Und da könnt ihr portestieren wie ihr wollt, ihr macht das nämlich alle ganz genau so! ;)

Und jedes in einem Verlag veröffentlichte Buch der Welt hält sich ebenfalls dran. ;)

 

Wer dennoch protestiert, hat nur wieder nicht verstanden, was ich meine. :s03

 

Aber damit kann ich leben, solange die Anfänger, die hier mitlesen, verstehen, worauf ich hinauswill! ;D

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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Das erledigst du doch selbst. Du hast deine zunächst allgemeingültige Aussage inzwischen schon auf Texte von hunderten von Seiten beschränkt... ;)

 

Nöö, hab ich nicht. Die Aussage ist nach wie vor allgemeingültig.

 

Einzig neu ist, dass längere Texte schwerer interessant zu HALTEN sind, weil anfangs nur der Leser aus seinem Alltag grissen werden muss (Das reicht bei kurzen Texten) bei längeren Texten aber ein identifikationsprozess stattfindet, also auch der Protagonist aus seinem Alltag gerissen werden muss.

Aber so oder so sollte nichts alltägliches und langweiliges der Inhalt der Geschichte sein.

Und das macht nicht mal Hemingway. ;)

 

Wo steckt da eine Umdeutung?

 

Gruß,

Marco! :s17

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Man sieht schon: Bei Kurzgeschichten mag das wieder etwas anderes sein, da ist man schnell im Journalistischen bereich, wo eine Reportage über Elektriker auf einer Ölbohrplattform auch Interessant ist.

 

Zählt deine Aussage jetzt, oder nicht? Ist es bei Kurzgeschichten etwas anderes deiner Meinung nach? Reicht da vielleicht ein für den Leser ungewöhnlicher Alltag aus? Ich hatte diese Einschränkung deinerseits so verstanden.

 

Christoph

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