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Ursula

Welche Schreibbücher sind zu empfehlen?

Empfohlene Beiträge

Der Thread, der in keinem Autorenforum fehlen darf  ;)

Ich lese gerade "Wort für Wort" von Elizabeth George und bin ziemlich begeistert, wie unpretentiös und praxisnah sie ihre Erfahrungen 'rüberbringt. Das Buch erfüllt für mich alle Kriterien, die ich mir von einem "Schreibbuch" erwarte:

 

1) Ich kriege handwerkliche Tipps, die ich in der vorliegenden Form noch nicht kenne

2) Ich muss mich nicht durch abgehoben-wissenschaftliches Fachchinesisch kämpfen

3) Man verspricht mir nicht die alleinig selig machende Wahrheit

4) Ich kriege beim Lesen unbändige Lust aufs Schreiben  ;D

 

In einem der älteren Threads wird "Garantiert Schreiben lernen" von Gabrielle Rico erwähnt. Das war auch lange Zeit einer meiner Favoriten (als ich noch dachte, ich müsste Lyrik schreiben). Clustern halte ich nach wie vor für eine wunderbare Technik, um Hirnblockaden zu durchbrechen.

 

In meinen Augen gehören noch die Bücher von Sol Stein und James N. Frey zur Pflichtlektüre; andere wie z.B. "Schreiben wie gemalt" habe ich kurz angelesen und dann wieder weg gelegt.

 

Welche sind Eure liebsten "Lehrbücher" auf die Ihr nicht mehr verzichten möchtet? Oder gibt es auch Autoren, die nichts von dieser Art Fortbildung halten?

 

Bin gespannt!

 

Alles Liebe

Ursula

 

[red](Titel in Frage umformuliert - THOT)[/red]

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Hallo, Ursula!

 

Ich habe gerade "Wort für Wort" gelesen (muß zugeben, daß mich die enthusiastische Besprechung von Eschbach neugierig gemacht hatte) - und ich war völlig von den Socken!

 

Leider nicht vor Begeisterung. Ich war ehrlich wirklich fassungslos über diese Ansammlung von läppischen Selbstverständlichkeiten, die man seit Schulaufsatz-Zeiten kennt (um es überspitzt zu sagen).  

Gut, positiv kann man vermerken, daß sie ihre Methode nicht als die einzig wahre anpreist, sondern ehrlich sagt, für mich funktioniert es so am besten, probiert selbst aus, ob es bei euch so oder anders besser läuft.

Aber im Grunde fand ich die Tips einfach lachhaft und banal, und besonders ermüdend waren dann die (manchmal bis zu 6 Seiten langen) Beispiele aus ihren und anderen Romanen.

 

Um deutlich zu machen, daß ich einen Farbrikarbeiter nicht wie einen Akademiker reden lassen darf (was mir - und wohl keinem von uns - nicht erst jemand sagen muß), brauche ich anschließend nicht noch endlose Romanseiten zur Verdeutlichung; da hätten ein paar kurze prägnante Zeilen genügt.

Aber es wird alles in einer geradezu haarsträubend epischen Breite ausgewalzt - ich hab's schließlich nur noch überblättert, weil es nicht mehr auszuhalten war.

So rasch werde ich bestimmt kein Buch mehr übers Schreiben lesen - sondern lieber selbst schreiben!

Gruß

Jan

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Hallo, Jan!

Da sieht man wieder einmal, wie verschieden die Geschmäcker sind.

Die Leseproben aus den diversen Romanen - da gebe ich Dir recht - hätten kürzer ausfallen dürfen. Ihre Tipps dagegen finde ich nicht banal, auch wenn sie natürlich nicht völlig neu sind, aber: Sie zeigen mir eine Sache, die ich mir bislang vielleicht von zwei Seiten angesehen habe, von einer dritten, auf die ich möglicherweise nicht gekommen wäre. Sie formulieren Probleme oder Fragestellungen aus, die ich bisher mehr nach Bauchgefühl behandelt habe und sind damit wertvoll für mich.

 

Das, was Du über das Kapitel zur Charakterisierung der Figuren mittels Sprache sagst, stimmt. Das ist einer der schwächsten Teile. Was sie aber über Spannung schreibt und über das Legen falscher Fährten etc. habe ich in so expliziter Form noch nirgends gelesen.

 

Selbst schreiben statt Schreibbücher lesen ist aber keinesfalls ein Fehler  :s01

 

Hab einen schönen Tag!

LG

Ursula

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Hallo Ursa,

ich bin tatsächlich ketzerisch der Meinung, dass man Schreiben aus Schreibratgebern nicht lernt :p Dementsprechend habe ich die ersten auch erst gelesen, als ich schon zwei Bücher veröffentlicht hatte. Meine Lehrmeister sind Bücher, die ich seit frühester Jugend in rauen Mengen verschlinge - und zwar queerbeet von Goethe bis Hera Lind. Ich lese auch absichtlich schlechte Bücher, um zu lernen, wie man's nicht macht. Ich lese doppelt: Einmal als Leser, hineingezogen, entrückt.

 

Dann als Handwerkerin. Wenn ich wissen will, wie man einen Anfang schreibt, analysiere ich die besten Anfänge in meiner Bibliothek. Wenn ich starke Dialoge schreiben will, such ich mir unter meinen Büchern die Könner des Metiers und schaue, wie die das machen. Wenn mich ein Autor ganz besonders fasziniert, lese ich das Buch noch einmal unter dem Aspekt, herauszufinden, was ihn so einzig macht.

 

Ratgeber können hilfreich sein, weil sie schnell ausformulieren, was meine Methode langsam erarbeitet. Sie sind aber deshalb auch einschränkend und nehmen einem eine Menge Möglichkeiten. Sie reduzieren auf Statements - aber Sprache und Kunst lassen sich nicht reduzieren, wenn man die volle Klaviatur will. Mit Büchern wie von Frey kann man nette "Beta-Bücher" produzieren, aber ganz bestimmt keinen individuellen Bestseller. Mainstream wird man damit nicht verlassen.

 

Von Frey hab ich zum Glück nur den 2. Band gekauft - und gleich weiterverschenkt. Denn ich fand von Lajos Egri: Dramatisches Schreiben. Der einzige Schreibratgeber, der bei mir Bestand hatte - und Frey hat rotzfrech von Egri abgekupfert, was das Zeug hält. Egri ist um Längen besser.

Was ich an Ratgebern habe: Amerikanische Bücher über das perfekte Exposé und Marketing beim Verkauf desselben. Das hat mir sehr geholfen, weil in D. unbekannt und weil die großen Verlage doch schon bei Sachbüchern nach angelsächsischen Vorgaben arbeiten.

 

Drehbuchschreiben wollte ich lernen und habe festgestellt, dass das Material im Internet (vor allem von Filmschulen etc.) eingängiger und genauer ist als jedes gängige Ratgeberbuch... Dazu wieder - im Internet verfügbare - Originaldrehbücher gelesen, brachte mir mehr.

 

Ansonsten lese ich gerne Autobiografien und Biografien von berühmten Schriftstellern. Handwerk muss ich ja können, Lebensfragen interessieren mich mehr. Wie gehen Kollegen mit Armut um? Mit zunehmender Vereinsamung während der Fahnenkorrektur? Was passiert mit einem, wenn man fünf leidlich laufende Bücher geschafft hat und immer noch auf den Durchbruch wartet? Wie sind die Partner gestrickt, die solche Spinner aushalten? (Da entdecke ich höchst interessante Mann-Frau-Unterschiede).

 

Kurzum, ich habe aus Ustinovs Memoiren oder Heidenreichs Spitzen gegen Lesepublikum, aus Frantzens Essay über die Einsamkeit des Schriftstellers oder Llosas "Wirklichkeit des Schriftstellers" mehr gelernt als aus Schreibratgebern.

Mag sein, dass ich ein Sonderling, äh Sonderfall bin. Meinen Roman hab ich verkauft... der bricht so ziemlich alles, was Schreibratgeber empfehlen.

 

Eine nette Rundreise über Schreibtische anderer:

Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Da schwimmen manchmal ein paar gute Sätze vorbei, Collection S. Fischer

 

Schöne Grüße,

Petra

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ich habe einige Bücher über das Schreiben von einer Buchhändlerin geschenkt bekommen, die nichts damit anzufangen wusste, obwohl sie selbst schreibt - da waren unsere ersten Bücher aber schon erschienen.

 

Ich muss sagen, ich war nicht gerade angetan, von dem, was da drin stand. Vieles war schlichtweg falsch, einiges zu banal und die Beispiele taten mir zumeist an den Zahnwurzeln weh. Ich habe Schreiben durch jahrelange Übung und durch das Lesen von weit mehr als 10.000 Büchern fast aller Genres 'gelernt' - und der Erfolg gibt mir Recht.

 

Gruß Sysai

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Ich bin ganz erstaunt, dass der Trend offenbar weg vom Lehrbuch geht ...

 

Meine Lehrmeister sind Bücher' date=' die ich seit frühester Jugend in rauen Mengen verschlinge - und zwar queerbeet von Goethe bis Hera Lind. Ich lese auch absichtlich schlechte Bücher, um zu lernen, wie man's nicht macht. [/quote']

 

Das geht mir ähnlich  :) und ich bin fest davon überzeugt, dass man keine Bücher schreiben kann, wenn man nicht gern und viel liest.

Nur finde ich nicht, dass eines das andere ausschließen muss. Als Schriftsteller hat man nicht die Möglichkeiten, die man in anderen - künstlerischen - Berufen hat. Man kann alles studieren, von der Bildhauerei bis zum Gesang, nur als Schriftsteller muss man Autodidakt sein. Sich das Handwerk "zusammenkratzen".

Ich glaube, ich kaufe Bücher über das Schreiben deshalb so gern, weil sie dieses Zusammenkratzen erleichtern. Oder wenigstens die Orte markieren, an denen das Kratzen sich lohnt  ;)

 

Mit Büchern wie von Frey kann man nette "Beta-Bücher" produzieren, aber ganz bestimmt keinen individuellen Bestseller. Mainstream wird man damit nicht verlassen.

 

Von Frey hab ich zum Glück nur den 2. Band gekauft - und gleich weiterverschenkt. Denn ich fand von Lajos Egri: Dramatisches Schreiben. Der einzige Schreibratgeber, der bei mir Bestand hatte - und Frey hat rotzfrech von Egri abgekupfert, was das Zeug hält. Egri ist um Längen besser.

 

Ha, und gerade den habe ich nicht! Wird aber vorgemerkt.

"Beta-Bücher" würde man wohl dann produzieren, wenn man dem Ratgeber ein Schema F entnimmt und sich auf Biegen und Brechen daran klammert. Das ist für mich aber nicht Sinn und Zweck eines Lehrbuchs - sich Anregungen holen dagegen schon, zur bewußten Fehlervermeidung etwa.

 

Ich habe Schreiben durch jahrelange Übung und durch das Lesen von weit mehr als 10.000 Büchern fast aller Genres 'gelernt' - und der Erfolg gibt mir Recht.

 

Womit Du in jedem Fall recht hast ist, dass die beste Schreibliteratur nichts nützt, wenn man sich darauf beschränkt, Theorie zu konsumieren, ohne zu üben!

Aber - um noch einmal einen Vergleich zu bemühen - auch ein Musiker muss in erster Linie üben, trotzdem es schadet es nicht, wenn er weiß, was der Quintenzirkel ist und wie man eine Melodie von einer Tonlage in eine andere transponiert.

 

Liebe Grüße in die Runde

Ursula

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Hallo Ursula,

ich glaube, unsere Ansichten sind gar nicht so weit voneinander entfernt, wie es hier ausschaut.

Ich kann mir gute Ratgeber-Bücher z.B. durchaus im schulischen Bereich vorstellen, oder wirklich für blutige Anfänger. Obwohl ich denen zuerst zu einer freien Kreativitätsschulung raten würde, bevor sie sich einengen.

Natürlich braucht's das Wissen um gewisse Termini und Grundübungen... nur, das haben wir alles in der Schule gemacht! Was heute als Creative Writing verkauft wird, war bei uns Schulstoff. Nun hat sich in PISA-Zeiten da offensichtlich einiges verändert?

 

Andersherum: Wenn ich Schreiben lehren würde, für Anfänger, dann würde ich auch nicht Lehrbuchwissen dozieren, sondern lieber individuelles Coaching betreiben. Dann muss ich die Stärken eines Autors herauskitzeln können...

 

Und wo sich die Katz in den Mausschwanz beißt: Autoren, die bereits Bücher verlegt bekommen, sollten das Handwerk spätestens beherrschen, meinst du nicht? ;-)

 

Schöne Grüße,

Petra

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Hallo Ursa,

ich bin tatsächlich ketzerisch der Meinung, dass man Schreiben aus Schreibratgebern nicht lernt  :p

Ich könnte nicken bis zum Halswirbelschleudertrauma ... ;D

 

Meine Lehrmeister sind Bücher, die ich seit frühester Jugend in rauen Mengen verschlinge - und zwar queerbeet von Goethe bis Hera Lind. Ich lese auch absichtlich schlechte Bücher, um zu lernen, wie man's nicht macht.

Da reicht mir das "Anlesen" im Buchladen oder in der Bücherei ...

 

Ratgeber können hilfreich sein, weil sie schnell ausformulieren, was meine Methode langsam erarbeitet. Sie sind aber deshalb auch einschränkend und nehmen einem eine Menge Möglichkeiten. Sie reduzieren auf Statements - aber Sprache und Kunst lassen sich nicht reduzieren, wenn man die volle Klaviatur will.

Das einzige Buch über das Schreiben, das mir wirklich etwas gebracht hat und immer noch bringt, ist Ursula K. LeGuins Steering the Craft.

http://images-eu.amazon.com/images/P/0933377460.01.MZZZZZZZ.jpg

Aber ieses Buch enthält keine Methodik, sondern einzig und allein Übungen zum Spiel mit Sprache und Erzähltechnik -- ohne diese nach einem Schematismus zu bewerten. Lernen muß man selbst! ;)

 

Die "Schreiblernbücher", die ich gelesen habe (Frey, Stein, Sager etc.) sammeln zwar Informationen -- aber fatalerweise nur Informationen darüber, was Lektoren gerne auf ihren Schreibtischen sähen, damit sie sich schneller entscheiden können. Mit Lesegeschmack hat das partout nichts mehr zu tun, nur noch mit der Projektabwicklung im Bereich Pilates für die Augenmuskulatur. 8)

 

Mag sein, dass ich ein Sonderling, äh Sonderfall bin. Meinen Roman hab ich verkauft... der bricht so ziemlich alles, was Schreibratgeber empfehlen.

Dito! :)

 

Petra, laß uns unverbesserlich sein! ;)

 

Liebe Grüße,

 

Iris

 

  Herzlichen Glückwunsch! Dieses war der 1000. Beitrag! :D  - Thot-

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Ich könnte nicken bis zum Halswirbelschleudertrauma

Oh Iris,

weißt du, was du da anrichtest? Du beraubst dich der Möglichkeit, lernwilligen Adepten billige Weihen zu gutem Geld zu verkaufen. Leute wie du und ich verbauen sich die Chance, Schreibratgeber zu Seminarprogrammen umzumünzen und für Bestsellernachwuchs aus Volkshochschulen zu sorgen! Hast du dir das auch gut überlegt? ;)

 

Petra, laß uns unverbesserlich sein!

Verbessern mag ich mich schon... wenn ich dabei kollern und querköpfeln darf!

 

Interessanter Tipp - ich habe LeGuins Romane ja früher verschlungen.

 

Schöne Grüße,

Petra

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Hallo.

 

Ich finde Schreibratgeber interessant und spannend und auf ihre Art lehrreich. Zumindest jene, die ich bisher las (Stein, Frey, King).

Und ich meine damit nicht, weil sie Schemata anbieten, sondern weil sie mir helfen zu reflektieren. Ich sehe bewusster, was ich tue, wenn ich schreibe.

 

Manchmal geben sie mir auch konkrete Hilfe. Da hatte ich früher extreme Probleme mit Dialogen. Als ich bei Sol Stein das Kapitel über Dialoge las, da gings dann plötzlich.

Im Nachhinein ist eigentlich immer alles klar, nur ist es mir dann erst bewusst geworden.

 

Außerdem sieht man an den Ratgebern, wie man ANGEBLICH eine gute Geschichte aufbaut (vor allem bei Frey); Herausforderung genug, es eben genau so NICHT zu machen. ;)

Dabei helfen sie auch, mich zu definieren. Wenn ich bei Frey lese, dass etwa so oder so zu machen ist, um erfolgreich zu sein und sich bei mir dabei die Nackenhaare aufstellen, dann weiß ich schon mal, dass ich etwas gefunden habe, das ich ausbauen kann. ;)

Regeln sind dazu da, um sie zu brechen.

 

Apropos. Das Thema erinnert mich sehr an den wunderbaren Film ADAPTION (Adaptation); da geht es zwar um das Drehbuchschreiben, aber dennoch auch für andere Autoren zu empfehlen.

(Link ungültig)

 

Grüße,

Ralph

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ich habe ziemlich viele bücher über das schreiben gelesen, auch frey und co., aber für mich haben sich zwei bücher als am hilfreichsten herausgestellt, die nicht als ratgeber daherkommen:

 

"die kunst des erzählens" von David Lodge

"im wald der fiktionen" von Umberto Eco

 

beide bücher befassen sich in einzelnen kapiteln mit dem aufbau von gechichten und zeigen das an beispielen aus der weltliteratur auf. es geht um anfänge, zeit, perspektive, namensfindung, wie man eine figur einfuehrt, wetter etc.

nicht nur lehrreich, auch unerhaltsam!

 

bei frey und co. nervt mich immer das dogmatische und die billigen tipps, wie aus dem baukasten für trashautoren. schreiben ist kunst, und darum etwas, das man sich letztendlich nur selbst erarbeiten kann, eine abkürzung gibt es nicht. aber über das handwerk kann man sich natürlich informieren, finde ich.

 

optima

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Wow. Was heißt das? Wir wissen es besser als die anderen?

Wo schrieb ich das? ;)

 

Es ist durchaus möglich, daß diese Bücher für den ratsuchenden "Schreibanfänger" nützlich sind, damit nicht jeder das Rad nochmals erfindet.

 

Das ist wie mit dem Lernen der Grundlagen einer Fertigkeit und ihrer Anwendung: Solange man eine bestimmte Technik grundsätzlich lernt, ist solch ein Hilfsmittel durchaus brauchbar und kann im Selbststudium Lehrer, Peer-Group und/oder persönlichen Coach teilweise ersetzen -- aber nicht vollständig.

 

Doch wenn die Grundlagen erkannt sind, sollte man diese Lehrbücher wie andere Schulbücher ins Regal packen oder entsorgen und sich dem eigentlichen Studium der Materie zuwenden: der "Konkurrenzbeobachtung"!

D.h. lesen, lesen, lesen.

 

Beim Lesen lernt man einerseits passiv, indem man Dinge unbewußt aufnimmt, und andererseits kann man durch bewußte Untersuchung der Techniken anderer Autoren beobachten, welche Effekte man mit welchen Mitteln erreicht.

 

Schreiblernbücher enthalten unendlich viele Tips, die nicht weiterhelfen, sondern Möglichkeiten bewußt einengen, indem Techniken, die eine längere Lernzeit erfordern (insbesondere in der Stilistik: Satzbau etc.) zugunsten simpler Grundtechniken verfemt werden.

Das ist, als würden Grundschullehrer in guter alter Weidenrutenpädagogik die Kreativität der Schüler beim Entwickeln ihrer persönlichen Handschrift unterbinden. LInkshändigkeit und andere Besonderheiten sind grundsätzlich zu unterbinden! ;)

Kinder wehren sich gegen solche Einengungen -- manchmal mit, manchmal ohne Erfolg. Seltsamerweise lassen sich jedoch Erwachsene von sophistischen Scheinargumenten viel leichter blenden.

 

Ich habe mich etliche Jahre in Kreisen von Nachwuchsautoren bewegt und schon viele erlebt, die die Doktrinen der Schreiblernbücher in geradezu inquisitorischer Weise verteidigt haben.

Keine/r von denen hat es bislang auch nur in die Nähe einer Veröffentlichung gebracht. Allerdings übt sich der eine oder andere als Ratgeber für andere Nachwuchsautoren, was ich dann besonders fatal finde.

 

Liebe Grüße,

 

Iris

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>Es ist durchaus möglich, daß diese Bücher für den ratsuchenden "Schreibanfänger" nützlich sind, damit nicht jeder das Rad nochmals erfindet.<

 

Hätte ich diese Bücher zu Anfang meiner 'Schreibkarriere' gelesen, hätte ich wohl das Handtuch geschmissen, denn die Ratschläge hätten mich in einer Weise eingeengt, die ich nicht hätte verarbeiten können.

Ich habe mich immer auf mein Sprachgefühl verlassen, es aber auch durch Übung und Lesen geschult.

 

Was bei diesen ganzen Diskussionen vergessen wird, ist folgendes: Zuerst braucht der Autor eine gute Story. Die Idee beeinflußt die Sprache, in der man sie zu Papier bringt. Es ist dieses seltsame Gefühl, dass eine Geschichte sich selbst schreibt, d.h.  sie erzwingt fast die Art, in der sie erzählt werden will. Ich habe noch keine Stelle in den Büchern über das Schreiben gefunden, die darauf tiefer eingegangen ist.

Liebe Grüße an Cinna!

Sysai

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Was bei diesen ganzen Diskussionen vergessen wird' date=' ist folgendes: Zuerst braucht der Autor eine gute Story. [/quote']

 

Ich glaube auch, dass die Story die erste Grundvoraussetzung ist.

Dann aber kommen Sprache und Dramaturgie (sowohl von Autoren als auch von Lesern unterschiedlich gewichtet). Beides m. M nach am Besten durch eigenes Lesen und Analysieren zu lernen (auch Filme können, was die Dramaturgie betrifft, sehr aufschlußreich sein). Schreibratgeber können das eigene Lernen unterstützen, können helfen, mit wacherem Geist zu lesen, die Zusammenhänge rascher zu erkennen.

Für die einen...

Für die anderen erläutern sie auf banalste Weise, was sie sich sowieso schon selbst erarbeitet haben...

 

Roy

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Hätte ich diese Bücher zu Anfang meiner 'Schreibkarriere' gelesen' date=' hätte ich wohl das Handtuch geschmissen, denn die Ratschläge hätten mich in einer Weise eingeengt, die ich nicht hätte verarbeiten können.[/quote']

Geht mir genauso.

Als ich dann endlich mal so was in den Händen hatte, habe ich über das doktrinäre Auftreten der Herren Stein und Frey (und noch schlimmer: das ihrer Jünger!) nur noch den Kopf schütteln können.

 

Was bei diesen ganzen Diskussionen vergessen wird, ist folgendes: Zuerst braucht der Autor eine gute Story. Die Idee beeinflußt die Sprache, in der man sie zu Papier bringt. Es ist dieses seltsame Gefühl, dass eine Geschichte sich selbst schreibt, d.h. sie erzwingt fast die Art, in der sie erzählt werden will.

Und faßt du das dann in ein Exposé, wird aus dem lebendigen Wesen, was da wächst und spielt und gedeiht, ein totes Skelett ... ;D

 

Ich habe noch keine Stelle in den Büchern über das Schreiben gefunden, die darauf tiefer eingegangen ist.

Schließlich stammen die meisten dieser Bücher entweder aus der Feder von Lektoren, denen es allem voran um eine Vereinfachung ihres täglichen Broterwerbs geht, oder von Drehbuchautoren, die keine Geschichte schildern, sondern reine Dialoge und Szenenskelette liefern, aus denen ein Regisseur mit visueller Kraft dann erst die Geschichte entstehen läßt.

 

Liebe Grüße an Cinna!

Der Gute ist schon wieder in Schwierigkeiten! ::)

Paßt mir gut auf Marie auf, der es wahrscheinlich nicht besser ergeht. ;D

 

Liebe Grüße,

 

Iris

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Hallo,

 

ich liebe Bücher über das Schreiben. :)

 

Weil sie in der Regel von einer großartigen Begeisterung getragen werden, die auf mich absolut motivierend wirkt. Ich glaube, das ist ein Aspekt, der hier noch nicht zur Sprache kam.

 

Bei jeder Arbeit kommt bei mir irgendwann mal der berühmt berüchtigte tote Punkt, meistens irgendwann im zweiten Akt (den ich auch beim Romanschreiben so bezeichne.) Sind es Kleinigkeiten komme ich mit "Clustering" weiter.

Liegt das Problem tiefer, nehme ich meine tausend Ratgeber (Stein, Egri, Frey, Segers u.a.) zur Hand, um darin zu blättern. Meistens packt mich nach der Lektüre der Enthusiasmus und ich schreibe mit neuem Elan weiter.

 

Ich kaufe alle Handwerkertipps, die mir interessant erscheinen, auch Stephen King und Elizabeth George. Und bislang habe ich noch kein Buch gefunden, aus dem ich nicht mindestens einen brauchbaren Satz für mich herausziehen konnte.

Meistens hat mir genau dieser eine Satz als Ermutigung fehlt :).

 

Zufällig habe ich das Thema heute auch in meinem Weblog behandelt und dabei einen Satz aus der Einleitung von Elizabeth George zitiert:

"Was die Kunst des Schreibens betrifft, sie ist und bleibt ein Geheimnis. Sie verdankt sich einer momentanen Inspiration und dem erregenden Gefühl, sich von einer Idee mitreißen zu lassen. Die Kunst fängt an, wenn man mit dem Handwerk vertraut geworden ist."

 

Eigentlich können wir das doch alle unterschreiben, oder?

 

Lieber Gruß

Marte

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Hi!

Jetzt muss ich auch nochmal dazu senfen:

Ich bin nach wie vor der Meinung, dass Schreibbücher nicht nur etwas für Anfänger sind (jedenfalls die meisten). Und ja, manche haben durchaus dogmatische Züge, die ich allerdings kaum ernst nehme - entscheidend sind für mich die Anregungen, die ich finde. Oder Aspekte, die mir bisher nicht in den Sinn gekommen sind.

 

Meistens packt mich nach der Lektüre der Enthusiasmus und ich schreibe mit neuem Elan weiter.

 

Ich kaufe alle Handwerkertipps, die mir interessant erscheinen, auch Stephen King und Elizabeth George. Und bislang habe ich noch kein Buch gefunden, aus dem ich nicht mindestens einen brauchbaren Satz für mich herausziehen konnte.

 

Genau so sehe ich es auch. Ein Augenöffner, und der Buchkauf hat sich gelohnt! Jeder neue Blickwinkel, aus dem ich meine Texte betrachten kann, ist ein Gewinn. Von der Motivation, die Marte angesprochen hat, ganz zu schweigen!

 

Liebe Grüße,

Ursula

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Hallo, Marte und Ursa!

 

Eigentlich können wir das doch alle unterschreiben' date=' oder?[/quote']

Tut mir leid, Marte, ich finde diese Bücher nur nervtötend -- und ich habe es probiert. Sie sid mir allesamt zu "technisch". Sie haben für nahezu jedes Problem schemartische Lösungen aus dem Handwerk.

 

Ich betreibe seit Jahren sehr intensive Textarbeit unter Kollegen -- das sind Blickwinkel, mit denen ich diskutieren kann, die mir wirklich aktiv weiterhelfen, weil ich bei Kritik nachfragen kann, wo das Problem hakt, ob meine Verbesserungen funktionieren usw. Auf diese Weise werden Stärken herausgearbeitet und Schwächen analysiert und systematisch verbessert.

 

Impulse hole ich mir aus der Literatur, Inspiration aus dem täglichen Leben.

 

Liebe Grüße,

 

Iris

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"Was die Kunst des Schreibens betrifft, sie ist und bleibt ein Geheimnis. Sie verdankt sich einer momentanen Inspiration und dem erregenden Gefühl, sich von einer Idee mitreißen zu lassen. Die Kunst fängt an, wenn man mit dem Handwerk vertraut geworden ist."

Eigentlich können wir das doch alle unterschreiben, oder?

Liebe Marte,

darf ich mal ganz bös antworten? :s22

Genau deshalb schreibe ich jetzt neuerdings auch Geschenkbücher. Das macht so ein herrliches Gefühl, wenn man am liebsten jede Seite unterschreiben möchte :s02

Sorry... ähm... bin schon weg,

Petra

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*Was ich an Ratgebern habe: Amerikanische Bücher über das perfekte Exposé und Marketing beim Verkauf desselben. Das hat mir sehr geholfen, weil in D. unbekannt und weil die großen Verlage doch schon bei Sachbüchern nach angelsächsischen Vorgaben arbeiten.*

 

Eine Frage an Petra.. Welche Autoren genau meinst du mit den obigen Büchern??

 

herzlichst:

Jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Hallo jueb,

da wären:

Jeff Herman + Deborah M. Adams: Write the perfect book proposal - 10 proposals that sold and why

 

Herman ist selbst Agent und lehrt erst mal wie's geht, dann nimmt er 10 erfolgreiche Expos von seinen Autoren auseinander. Wer die Analyse-Art mag, lernt viel. Außerdem, wie immer in USA, jede Menge Fragen und Checklists für die eigene Arbeit.

 

Judith Appelbaum: How to get happily published

 

Kann man eher vergessen, da zu sehr mit US_Adressen und Material gespickt und sehr auf Selbstverleger zugeschnitten.

 

Michael Larsen: How to write a book proposal

 

Auch dieser Autor ist selbst Agent und hat schon Bücher über Literaturagenturen geschrieben. War für mich das gehaltvollste, seriöseste Buch, hier kann man sogar als Belletrist Ideen rausziehen. Absolut umfassend, hier ist alles drin vom Satzbau bis zur Pressearbeit danach!

 

Wie gesagt, so manche Idee, die auf den ersten Blick uramerikanisch aussieht, kann mit etwas Inspiration auch in D. umgesetzt werden und wirkt dann durch den Verblüffungseffekt.

 

Schöne Grüße,

Petra

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Hallo Petra und Jueb!

 

Michael Larsen: How to write a book proposal

Das hatte ich mal in Händen und erschien mir ziemlich praxisnah. Selbstvermarktung ist ja wichtig, um einen Agenten aufzutreiben.

Wobei ich inzwischen merke, daß aufgrund der Unmengen an Angeboten, die jeden Tag im Postkasten liegen und schier nicht mehr bewältigt werden können, auch Agenten sich zunehmend auf Empfehlungen ihrer Autoren verlegen.

 

Liebe Grüße,

 

Iris

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"Wobei ich inzwischen merke, daß aufgrund der Unmengen an Angeboten, die jeden Tag im Postkasten liegen und schier nicht mehr bewältigt werden können, auch Agenten sich zunehmend auf Empfehlungen ihrer Autoren verlegen. "

 

Ja, ist das nicht verrückt? Ist man früher bei der Jagd nach Verlegern in er Masse untergegangen, läuft es jetzt bei Agenten ebenso. Beim Sachbuch war das kein Thema, da hatte ich im ersten Anlauf einen, der schon am Telefon von der Idee begeistert war. Aber in Sachen Belletristik scheine ich wieder mal zu spät dran zu sein....

 

Ich habe übrigens auch den Schrank voller Schreibbücher. Natalie Goldberg war eine Quelle der Inspiration, Von King war ich fasziniert, Julia Cameron hat mir auch in mancher HInsicht die Augen geöffnet. Elisabeth George hab ich mir aufgrund der Empfehlung auf A. Eschbachs HP gekauft, aber da nerven mich die zitierten Textstellen ziemlich. Genau, wie ich die Übungen in anderen Schriebratgebern nicht mag, weil sie mich zu sehr einschränken. Außerdem übe ich an mienen eigenen Texten. Mir fehtl schlicht die Zeit auch noch Übungsaufgaben zu bearbeiten.

 

Liebe Grüße von Petra

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Ja' date=' ist das nicht verrückt? Ist man früher bei der Jagd nach Verlegern in er Masse untergegangen, läuft es jetzt bei Agenten ebenso.[/quote']

Hi Petra,

ist doch kein Wunder, wenn in jedem Forum empfohlen wird, sich einen Agenten zu suchen ;-) Und sooo viele gute gibt's ja nicht. Umso grausliger, was inzwischen auch auf Agentenschreibtischen landet...

Durchhalten, weiterschreiben!

Schöne Grüße,

Petra

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