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(Minka)

Positiv schreiben

Empfohlene Beiträge

Hallo nochmal!

 

Mich beschäftigt seit längerem der Ausdruck "positiv". Mir wurde mal gesagt, ich solle die Anfänge einer Geschichte positiv schreiben. Wie soll ich das verstehen?

 

Darf meiner Figur am Anfang nichts schlechtes zustoßen?

Oder was meint man sonst, wenn man sagt: "Schreib positiv"

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Hi Minka,

ich weiß nicht, was dir da dein Arzt oder Apotheker geraten hat - aber schau dir doch einfach mal in deiner Bibliothek die Anfänge durch, vor allem die, die dich am meisten gepackt haben!

Krimis z.B. beginnen nicht selten mit einer Leiche. Mein Roman beginnt mit der Durchführung eines Selbstmordes, der zur Farce wird. Das dürfte ich in einem Liebesroman natürlich nicht machen.

 

Wichtig für mich ist am Anfang: Schon die ersten drei Sätze müssen mich packen und in die Geschichte ziehen. Und die nächsten müssen mich drin halten und vorwärtstreiben.

 

Schöne Grüße,

Petra

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(Steiniger_Pfad)

Positiv? Wie merkwürdig. Packend, spannend, dramatisch, faszinierend, verblüffend, außergewöhnlich. Das alles kenne ich. Aber positiv habe ich noch nie irgendwo gelesen. Der erst Absatz muss mich aus meinem Alltagstrott herausangeln (der Hook), so dass ich unbedingt die erste Seite, das erste Kapitel, das ganze Buch lesen muss.

 

Steiniger_Pfad

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Oje, mit dem Thema "Hook" kann man mich jagen! Wenn Romane mit einem Feuerwerk anfangen, lassen sie spätestens nach drei Seiten drastisch nach oder es wird so eine Salami-Schnitzeljagd à la Dan Brown (was dessen Faszination angeht, stehe ich vor einem Rätsel ...).

Nee, ich lese mich gerne ein, ich lasse mich auch auf ein Buch erstmal ein und erwarte nicht, daß es von Anfang an "höllisch spannend" ist.

 

Naja, es sollten nicht gerade drei Seiten nervtötender Schilderungen zum Einstieg sein, aber wenn ein Schriftsteller es stilistisch drauf hat, dann genieße ich auch das!

 

Parkt mich also unter "komische Käuzin". ;D

 

Liebe Grüße

 

Iris

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(Steiniger_Pfad)

Halt, halt. Hook bedeutet nicht Feuerwerk. Es bedeutet den Leser aus seinem Alltagsdenken herausangeln, dass er an der Geschichte kleben bleibt.

Ganz aktuell habe ich eben: Ein junger Mönch, Novize noch, wartet im Winter in einem Wald. Weil er aus seinem Versteck heraus ein Mädchen sehen will. Nur sehen. Würde sich niemals trauen, es anzusprechen. Weil es ihn sonst vermutlich mit einem Knüppel verprügeln würde. (Na wer weiß, welches Buch ich meine 8) )

Der Anfang dieses Buches ist ein erstklassiger Hook. Ein paar Sätze und ich bin raus aus meinem Alltag und dort in der verschneiten Winterlandschaft, trage die grobe Kleidung eines Mönchs, warte frierend in der Kälte, nur um zu sehen, was mir mein Leben lang verwehrt bleiben wird.

 

Steiniger Pfad

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Könnte "Der Name der Rose" sein, ich bin mir aber nicht mehr sicher, ob Adson das namenlose Mädchen schon in der ersten Szene sieht...

 

Andreas

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(Steiniger_Pfad)

Na gut. Gucke mal auf die Homepage von Kai Meyer. Da hat vor nicht gar zu langer Zeit ein 1000 Seiten Buch das Licht der Welt erblickt.

 

Steiniger Pfad

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Möglicherweise reden wir gerade nur ein bißchen aneinander vorbei -- ich bin und bleibe der Ansicht, daß das keine Frage des Plots, der Szene ist, sondern eine von Sprache, Stil und Erzählweise. Mir geht es nicht ums Was, sondern immer ums Wie.

Üblicherweise wird der "Hook" nun mal als ein besonderes Was erklärt. Und dem widerspreche ich. ;)

 

Liebe Grüße,

 

Iris

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In meinem früheren Leben als Fotograf habe ich mal versucht, einen Zeitschriftenartikel zu schreiben, den mir der Chefredakteur natürlich komplett zerrissen hat. Von ihm bekam ich den Tip "Kill your babies first!". Damit meinte er, das Herzstück der Story, den Höhepunkt sozusagen, an den Anfang des Berichtes zu stellen, auch wenns chronologisch nicht passt. Das habe ich mir zu Herzen genommen und deshalb faängt auch mein Roman damit an, daß mein Held von Kugeln durchsiebt wird.

Nun gibt es aber offenbar einen Unterschied zwischen Journalismus und Schriftstellerei, wie ich gerade merke...

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(Peter_Dobrovka)
In meinem früheren Leben als Fotograf habe ich mal versucht, einen Zeitschriftenartikel zu schreiben, den mir der Chefredakteur natürlich komplett zerrissen hat. Von ihm bekam ich den Tip "Kill your babies first!". Damit meinte er, das Herzstück der Story, den Höhepunkt sozusagen, an den Anfang des Berichtes zu stellen, auch wenns chronologisch nicht passt. Das habe ich mir zu Herzen genommen und deshalb faängt auch mein Roman damit an, daß mein Held von Kugeln durchsiebt wird.

Nun gibt es aber offenbar einen Unterschied zwischen Journalismus und Schriftstellerei, wie ich gerade merke...

Den gibt es. Aber die "Kill your Babies"-Regel ist gerade keiner, hehe.

 

Und den Helden gleich am Anfang von Kugeln durchsieben zu lassen, ist auch nicht verkehrt. Wenn auch der Roman danach noch weitere, noch höhere Höhepunkte haben sollte.

 

Peter

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Das habe ich mir zu Herzen genommen und deshalb faängt auch mein Roman damit an, daß mein Held von Kugeln durchsiebt wird.

 

Da sollte er aber noch atmen (evtl. röchelnd) und erst im letzten Kapitel den Löffel abgeben.

 

Gruß,

 

Tin ;)

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(Steiniger_Pfad)
Oh!

Ich habe seit Tad Williams' "Drachenbeinthron" kein Fantasy oder Phantastik mehr gelesen.

 

Ahh, falls das einer vom Gustav Lübbe Verlag liest, hat der gerade einen Herzinfarkt bekommen ;D 'Das Buch von Eden' wird als historischer Roman vermarktet. Mit ein paar Phantastikelementen. Aber alles andere ganz dolle historisch recherchiert. Die Orte gab es (meistens), einige bekannte historische Persönlichkeiten. Mir würde die Geschichte besser gefallen in einer eigenen Welt, da könnte ich ihr mehr glauben (aber die Verkaufszahlen hätten wahrscheinlich eine Stelle weniger). Ich weiß nun mal, dass in dieser unseren Welt niemals jemand ein Erdlicht beschwören konnte, einen wilden Eber als Beschützer hatte, oder es den Garten Eden wirklich gab. Aber ihr wisst ja schon, dass ich keinen Genre-Mix mag.

 

 

 

Üblicherweise wird der "Hook" nun mal als ein besonderes Was erklärt.

 

Ja, stimmt. Wäre bei Kai Meyers Buch nur das Alltagsleben der Mönche im gleichen Schreibstil beschrieben worden, hätte ich spätestens bei Seite drei gesagt: oh nicht schon wieder so eine langweilige, überrecherchierte Fleißarbeit.

Wollte nur betonen, dass das 'Was' kein 'Hollywood-Action-Was' sein muss.

 

 

 

In meinem früheren Leben als Fotograf habe ich mal versucht, einen Zeitschriftenartikel zu schreiben, den mir der Chefredakteur natürlich komplett zerrissen hat. Von ihm bekam ich den Tip "Kill your babies first!". Damit meinte er, das Herzstück der Story, den Höhepunkt sozusagen, an den Anfang des Berichtes zu stellen, auch wenns chronologisch nicht passt. Das habe ich mir zu Herzen genommen und deshalb faängt auch mein Roman damit an, daß mein Held von Kugeln durchsiebt wird.

Nun gibt es aber offenbar einen Unterschied zwischen Journalismus und Schriftstellerei, wie ich gerade merke...

 

Das zeigt mir wieder, dass Hörensagen wirklich nicht gut ist. Glaube niemals nur einer einzelnen Meinung ;)

Im Gegensatz zu dem Chefredakteur meinen tausende Autoren, Agenten, Lektoren mit 'Kill your Babies': Eine Szene / Beschreibung, an der du mit deinem Herzblut hängst, aber mit der niemand anderes was anfangen kann, musst du streichen. Das ist wie bei den Leuten, die auf einer Party von ihrem Kind fünfzig Fotos zeigen. Wie es ganz toll sitzt, wie es ganz toll liegt, wie es ganz toll den einen Arm hebt ... Für die Eltern ganz toll, für alle anderen sterbenslangweilig. Oder vier Stunden lange Urlaubsfilme. Die sind noch beser ;D

Und jetzt verrate mir noch: bei wie vielen von den Büchern, die du kennst, steht der Höhepunkt der Geschichte am Anfang? Wir beginnen Moby Dick mit dem Tod Ahabs. Klar doch.

 

 

 

Steiniger Pfad

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Hi Iris,

Parkt mich also unter "komische Käuzin".

Das eher nicht, aber könnte es sein, dass du gerne mal verallgemeinerst? ::) Fällt mir nur auf, dass es eine Menge Sachen gibt, mit denen man dich jagen kann. Womit kann man dich begeistern? Wie bringt man dich dazu, hinter die Etiketten zu schauen?

Ich weiß, ich bin frech...

 

Schöne Grüße,

Petra

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iris, lass dir von niemandem einreden, dass du auf eine bestimmte art schreiben sollst. schreib so, wie du fühlst, dass es richtig ist für deine geschichte. der text muss in sich funktionieren, derart allgemeine tipps kann man getrost in die tonne treten. aber: sei selbst dein härtester kritiker.

 

"schreib positiv" hört sich für mich an wie rosamunde pilcher: alles hübsch, hübsch und mit happy end. wie langweilig!

 

gruss, optima

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Ahh' date=' falls das einer vom Gustav Lübbe Verlag liest, hat der gerade einen Herzinfarkt bekommen ;D[/quote']

Ooch, so empfindlich sind die nicht. ;D

 

Ich weiß nun mal, dass in dieser unseren Welt niemals jemand ein Erdlicht beschwören konnte, einen wilden Eber als Beschützer hatte, oder es den Garten Eden wirklich gab. Aber ihr wisst ja schon, dass ich keinen Genre-Mix mag.

Jetzt weiß ich 's! ;D

 

Grundsätzlich habe ich überhaupt kein Problem mit historischer oder historisierender Phantastik -- ich mag ja auch E.A. Poe und E.T.A. Hoffmann. ;D

Was mich allerdings auf die Palme bringt, ist die verbreitete Masche, etwas als "historisch" zu vermarkten, weil es den Anschein von "Solidität" erweckt -- und das am liebsten dann, wenn die Recherche sich eigentlich darauf beschränkte, ein paar knallige Namen vor quietschbunter Kulisse mit viel sex&crime zu kompinieren. (Wo ist der Kotz-Smilie!!!:s07)

 

Wollte nur betonen, dass das 'Was' kein 'Hollywood-Action-Was' sein muss.

Na, dann geht 's eben doch um 's Wie, denn daß eine lange Beschreibung kein guter Einstieg in eine Geschichte ist, dürfte eine Binsenweisheit sein.

Der Einstieg sollte die hier eingeführte Figur oder Sache oder das Thema in wenigen klaren Strichen deutlich charakterisieren und den Leser neugierig machen. :)

 

Im Gegensatz zu dem Chefredakteur meinen tausende Autoren, Agenten, Lektoren mit 'Kill your Babies': Eine Szene / Beschreibung, an der du mit deinem Herzblut hängst, aber mit der niemand anderes was anfangen kann, musst du streichen.

Gilt aber vor allem für stilistische Eigenarten wie z.B. Lieblingsformulierungen, Füllwörter, Lieblingsstilmittel -- also alles, was sich durch häufigen Gebrauch verschleißt. ;)

 

Liebe Grüße,

 

Iris

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Hallo, Optima!

 

aber: sei selbst dein härtester kritiker.

Hmm ... bis jetzt habe ich es noch nie geschafft, mich wirklich vollends zufriedenzustellen. Irgendeinen faulen Kompromiß erzwingt die eigene Unzulänglichkeit immer.

 

Für alles andere habe ich einen ebenfalls schreibenden Mann, dem so leicht kein Lob über die Lippen kommt, und ein paar messerscharf analysierende KollegInnen.

 

Ich muß eine masochistische Ader haben, wenn ich mich so gerne zum Gegenstand einer Vivisektion mache ... ;D

 

Liebe Grüße,

 

Iris

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Das zeigt mir wieder, dass Hörensagen wirklich nicht gut ist. Glaube niemals nur einer einzelnen Meinung ;)

Im Gegensatz zu dem Chefredakteur meinen tausende Autoren, Agenten, Lektoren mit 'Kill your Babies': Eine Szene / Beschreibung, an der du mit deinem Herzblut hängst, aber mit der niemand anderes was anfangen kann, musst du streichen.

 

Sowas nenne ich den "inneren Lektor" oder einfach gesunder Menschenverstand.

 

Und jetzt verrate mir noch: bei wie vielen von den Büchern, die du kennst, steht der Höhepunkt der Geschichte am Anfang? Wir beginnen Moby Dick mit dem Tod Ahabs. Klar doch.

 

Okay, mein Held (eigentlich eine Heldin) stirbt natürlich nicht, springt Gevatter Tod aber nur knapp von der Schippe. Es ist in diesem Fall sogar chronologisch, da mir der geschilderte Vorfall als guter Einstieg erschien. Es kommt im Verlauf der Geschichte noch dicker. Aber hätte mir der alte Chefredakteur das mit den Babies nicht erzählt, wäre der Anfang wahrscheinlich die langweilige Schilderung des Charakters meiner Protagonistin geworden. Jetzt bringe ich sie erstmal in Schwierigkeiten und lasse sie ihren Charakter nach und nach entwickeln.

Was das jetzt noch mit dem Thema "Positiv schreiben" zu tun hat, weiss ich auch nicht. ???

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(Peter_Dobrovka)

Wir sind uns, glaube ich, alle darin einig, daß wir uns unter "positiv schreiben" nichts vorstellen können.

 

Peter

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